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06.09.2004
Minimal
Kloster von John Pawson in Böhmen eingeweiht
Die Mönche des neu gegründeten Zisterzienserklosters Novy Dvur in der Tschechischen Republik haben am 2. September 2004 den Neubau ihrer Kapelle eingeweiht. Sie ist Teil eines Klosterbaus, der nach Plänen des Architekten John Pawson realisiert wurde.
Der Verfasser der bekannten Buchs „Minimum“ wurde von französischen Zisterziensermönchen engagiert, ein Kloster in einem verlassenen Gutshof in Böhmen zu entwerfen. In dem neuen Kloster sollten 23 Mönche untergebracht und eine Kapelle mit Kreuzgang errichtet werden.
Pawson, der eine Woche lang mit den Mönchen lebte, um deren streng geregelten Tagesablauf kennen zu lernen, entwarf eine äußerst asketische Anlage in Sichtbeton. Mit einfachen, reduzierten Formen inszeniert er in der Kapelle das Licht in vertikalen und horizontalen Schlitzen. Die Lichtregie ist jedoch so ausgeklügelt, dass überwiegend indirektes Licht den Innenraum erhellt und wenig Sonnenstrahlen den polierten Beton beleuchten.
Dadurch tritt die Metapher des „göttlichen Lichtes“, die im zeitgenössischen Sakralbau so häufig Verwendung findet, gegenüber der Geometrie und Klarheit (vielleicht auch Reinheit) des Raumes deutlich in den Hintergrund. Das extrem lange Kirchenschiff, das an die Entwürfe von Rudolf Schwarz erinnert, endet in einer Apsis, die der Breite des Schiffs entspricht - auch das eine typologische Vereinfachung und Reduktion auf das Wesentliche. Die im Modell erkennbare Grundrissfigur des Kreuzes hat folgerichtig auch keine klassische Vierung. An deren Stelle sind vielmehr zwei Lichtschächte angebracht, die jedoch im Innern nicht direkt erfahrbar sind.
Mit der Wahl des Architekten stehen die französischen Auftraggeber in der Tradition ihres Ordens, der mit der Zisterzienserarchitektur eine eigene Formensprache entwickelt hat. In dieser schmucklosen Bauweise wurden bereits im Mittelalter Ziegel und Natursteine so eingesetzt, dass sich ihre baukonstruktive Funktion ablesen ließ. Dieses Funktionieren oder „Arbeiten“ der Steine war ein Sinnbild für die Arbeit der Mönche.
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