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28.03.2006
Neben der Knesset
Israel-Museum in Jerusalem wird umgebaut - mit Kommentar
Das Israel-Museum in Jerusalem, das wichtigste Museum des Landes, wird umgebaut. Das meldet die Zeitung Haaretz am 23. März 2006.
Der Umbau des 1965 nach Plänen von Alfred Mansfeld errichteten Hauses soll 50 Millionen US-Dollar kosten, 43 Millionen stammen von privaten Spendern und sieben vom Staat.
Der Entwurf für den Umbau stammt von Zvi Efrat und Meira Kowalsky.
Besonders der Zugang, Rundgang und die Organisation der Ausstellungen sollen verbessert und 20.000 Quadratmeter neue Fläche gebaut werden (zu den bestehenden 50.000).
Nach Aussagen von Efrat ist „die Intention der Planung, eine neue Interpretation der israelischen Architektur zu finden“: Der ursprüngliche dezentrale, erweiterbare Grundriss soll nun ein Zentrum bekommen, von dem aus die Besucher alle Galerien erreichen können. Ein neuer, überdachter Zugang wird den Weg zum Haupteingang verkürzen. Die neue Eingangshalle ersetzt die jetzige Cafeteria. Der Weisbord-Pavillon für Sonderausstellungen wird zur Empfangshalle und zum Informationszentrum mit einem Balkon, von dem aus man einen Blick über die Stadt genießen kann. Eine neue Halle für Sonderausstellungen wird unter der Crown Plaza gebaut.
Kommentar der Redaktion:
Mansfelds Museum gehört zu den wichtigsten Bauten der Moderne in Israel. Die überwältigende Spendenbereitschaft ist ein Indiz dafür, wie wichtig der Bevölkerung Israels und der Diaspora dieses Museum ist. Es ist eines der wenigen strukturalistischen Bauten der 60er Jahre, deren Erweiterbarkeit tatsächlich genutzt wurde: Seit seiner Einweihung vor vierzig Jahren wurde das Flächenangebot des Museums tatsächlich verzehnfacht!
Der Museumscampus, der von den Entwerfern selbst mit einem arabischen Dorf verglichen wurde, bildet wie eine „neue Akropolis“ (Mansfeld) eine charakteristische Silhouette Jerusalems am Neveh Sha’anan. Efrat-Kowalsky wurden vom Museum direkt beauftragt, weil sie in der Renovierung von Bauten der Moderne und im Museumsbau Erfahrung haben. Wichtiger ist jedoch, dass sie die Erweiterungen „von innen heraus entworfen“ haben und damit Mansfelds Entwurf weitgehend gerecht werden.
Zusammen mit dem Mathematiker Ido Zalman haben sie sogar extra eine Software entwickelt, die Mansfelds geplantes Wachstum des Hauses in mathematische Formeln übersetzt, die nun als Richtlinien für spätere Erweiterungen dienen.
Einen solitärhaften Charakter wird der Neubau damit nicht bekommen. Denn diese Rolle übernimmt meisterhaft der „Schrein des Buches“ nebenan. Dieser Höhepunkt der frühen Architektur in Israel von Frederick Kiesler war erst 2004 ebenfalls aufwändig renoviert worden (siehe BauNetz-Meldung).
Mansfeld, ausgebildet an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, ist eine der Schlüsselfiguren bei der Adaptierung der Moderne auf die Bedingungen in Palästina. Die Erhaltung des Gedankens der Erweiterbarkeit ist deshalb so wichtig, weil er symptomatisch für den Optimismus der frühen Architekten-Immigranten noch vor der Staatsgründung ist.
Ulf Meyer
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