Die Musiker des Chicagoer Symphonieorchesters können ihre Notenpulte auf einer neuen Bühne aufstellen. Zwar umgibt sie kein vollkommen neues Gebäude, doch dafür werden ihre Töne nun in einem modernisierten Umbau nachhallen. Hinter der 93 Jahre alten Fassade – sie trägt in Stein gemeißelt die Namen Bach, Mozart, Beethoven, Schubert und Wagner – entstand für rund 190 Millionen DM eines der teuersten Musikzentren Amerikas. Wirtschaft und eine reiche Bürgerschicht der 2,8 Millionen-Metropole haben die Summe von 105 Millionen Dollar an Spenden aufgebracht. Obwohl der Architekt Joseph Gonzalez und der Akustiker Lawrence Kirkegaard die sichtbare Geometrie des Konzertsaales unverändert ließen, wurde durch Anhebung der Saaldecke der Resonanzraum fast verdoppelt: reicherer Klang, mehr Nachhall, wärmere Streicher, vollere Bässe auf allen Plätzen.
Durch Einbeziehung zweier Nachbargebäude wurde das Konzerthaus zum Symphony Center erweitert, das unter anderem ein Restaurant und ein musik-pädagogisches Zentrum beherbergt. Hatten anfangs der Leiter Daniel Barenboim und der führende Gastdirigent Pierre Boulez für einen gänzlichen Neubau votiert, gaben sie sich bei der Eröffnung von der Maßnahme nun überzeugt: „Das Orchester hat jetzt endlich die Klangfülle, die ich vielleicht auf Tournee, zum Beispiel in der Philharmonie Berlins, erlebt habe, aber nie in Chicago.”