Die Platte ist tot. Es lebe die Platte. Während sich die Architekten den Kopf über die Sanierung, Umnutzung und Rückbau von Plattenbausiedlungen zerbrechen, ist in Berlin-Mitte, unweit der ehemaligen Berliner Mauer, jüngst eine neue Plattenbausiedlung mit einem erstaunlichen Nutzungskonzept eingeweiht worden: Eine Platte für Millionen – von Bienen. Das meldet der Tagesspiegel am 3. August 2006.
Sie haben richtig gelesen. Die beiden Berliner Künstler Franz Höfner und Harry Sachs und Imker Martin Perschke von „Bienen-Schulze“ fanden, dass man der viel geschmähten Platte eine Chance geben müsse.
Einer der Künstler hat zu DDR-Zeiten eigenhändig Plattenbauten montiert, und so kam die Idee zustande, WBS 70 & Co. wiederauferstehen zu lassen. Allerdings im Maßstab 1:20 und aus Styropor-Transportkästen mit Polystyrol-Fassaden.
Diese Art von Platte fand großes Gefallen bei der Senatskulturstadtverwaltung: Sie förderte das Kunstprojekt großzügig. Ebenso hatte das Veterinäramt keine Einwände gegen die neuen Bewohner. Nun summt und brummt es millionenfach in der Siedlung „Honey Neustadt“, dass der Honig nur so aus der Platte tropft.
Vielleicht hat das Projekt ja auch einen PR-Effekt für diese architektonische Gattung. Der Tagesspiegel betitelte seine Meldung jedenfalls mit „Die Platte brummt".
Till Wöhler