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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Grundstein_fuer_schwarzes_Gebaeude_von_Roger_Bundschuh_in_Berlin_191096.html

30.04.2008

Versammelte Sammler

Grundstein für schwarzes Gebäude von Roger Bundschuh in Berlin


Warum die Architekten ihr äußerst extravagantes Neubauprojekt zuerst ausgerechnet „Würschtelbude“ getauft haben, bleibt erst einmal ihr Geheimnis – inzwischen wurde ihm der weitaus seriösere Titel „Linenstraße 40“ (oder noch schicker: „L40“) verliehen.

Sicher ist dieses Wohn- und Geschäftsgebäude aus schwarzem Sichtbeton, für das am 2. Mai 2008 der Grundstein gelegt wird, so etwas wie das genaue Gegenteil eines unauffälligen und alltäglichen Stehimbisses. Ziel des Projektes ist es, in diesem Haus acht Eigentumswohnungen speziell für die „Belange von Kunstsammlern“ entstehen zu lassen, so die Architekten. Initiiert wurde das Projekt vom Verein zur Förderung der Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz e.V., einer „privaten Initiative“, die sich der Erweiterung des kulturellen Angebots im öffentlichen Raum dieses Platzes verschrieben hat. Bislang war der Verein lediglich mit der Durchführung eines jährlichen Kunstprojekts vor der Berliner Volksbühne aktiv geworden, nun soll über dieses Neubauprojekt, dessen Träger die Immobiliengesellschaft Albion mbH ist, der Standort „in seiner Bedeutung als eines der wichtigen Zentren des Berliner Kulturlebens gestärkt“ werden. Konzeptionell sollen hier also gesellige Kunstsammler zusammen kommen, die sich dann quasi statt ein wenig Mehl mal nebenan den Hirschhorn leihen können.

Entworfen wurde das schwarze Sichtbetongebäude von dem Berliner Architekten Roger Bundschuh gemeinsam mit der Künstlerin Cosima von Bonin. Wie sie betonen, nicht im Sinne einer nachträglich applizierten „Kunst-am-Bau“-Zusammenarbeit, sondern von Anfang an und in allen Bereichen.
Auf dem etwa 450 Quadratmeter großen Grundstück entsteht ein sechsgeschossiges Gebäude, dessen skulpturale Form sich aus dem Schnitt des dreieckigen, an seiner schmalsten Stelle nur drei Meter breiten Grundstücks ableitet.

Im Erdgeschoss sollen Läden oder Galerien entstehen, darüber liegen die acht Eigentumswohnungen mit Größenordnungen zwischen 67 und über 300 Quadratmetern – über die endgültige Einteilung wird beim Verkauf entschieden, prinzipiell besteht die Möglichkeit, Wohneinheiten bis zu über 400 Quadratmeter Fläche zu bilden, die über vier Geschosse verbunden sind.

So weit so gut. Aber was war nun mit diesen speziellen Belangen von Sammlern? Die Architekten erläutern das so: „Der monolithische, schwarze Sichtbetonbau bezieht seine Kraft aus dem Zusammenspiel der rauen, großflächig geschlossenen Oberflächen und den hellen, hohen und lichtdurchströmten Innenräumen. Dem großmaßstäblichen Umgang mit den Gebäudevolumina entsprechen die Innenräume: Wandhöhen von bis zu sieben Metern erlauben das Hängen von auch sehr großformatigen Arbeiten.“ Auf den Renderings der Innenräume haben die Architekten jedenfalls schon einmal fleißig großformatige Bilder in weiße Wohnungen gehängt.

Das Gebäude, dessen Nettobaukosten mit 3,5 Millionen Euro angegeben werden, soll bis 2009 fertig gestellt sein. Ob das unter Senatsbaudirektor Stimmann möglich gewesen wäre, hier am Rosa-Luxemburg-Platz, mitten im „kritisch rekonstruierten Stadtgrundriss”? Wir würden uns freuen, wenn er vielleicht Zeit fände, zur Grundsteinlegung zu kommen.

Grundsteinlegung: Freitag, 2. Mai 2008, 13 Uhr
Linienstraße 40 (Ecke Rosa-Luxemburg-Straße)


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