In die Debatte um einen möglichen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses haben sich nun auch die Leiter der renommierten Berliner Architekturgalerie Aedes, Kristin Feireiss und Hans-Jürgen Commerell, eingeschaltet. In einem Aufruf vom 8. Februar 2001 fordern sie ein Moratorium in der Stadtschloss-Debatte. Preußen sei vergangen und das Kaiserreich überwunden, heißt es in dem Aufruf, und die politische Bedeutung des Berliner Stadtschlosses rechtfertige nicht dessen Wiederaufbau. Gerade die historische Bedeutung des Schlosses, bei dem es sich um ein Geschichtszeugnis ersten Ranges handele, verbiete dessen Wiederaufbau. Mit der beliebigen Wiedererrichtung verloren gegangener Baudenkmale betreibe man eine Art Geschichtsklitterung, welche die Denkmale geradezu entwerte.
Auch bei dem Konstrukt der „Leeren Mitte“ Berlins handle es sich um einen Mythos, sei doch das Berliner Straßengefüge nie auf das Schloss zentriert gewesen. Gerade die städtebauliche Situation spreche gegen die Rekonstruktion des Schlosses, da es von jeher als monumentaler Fremdkörper auf weiter Flur ohne Bezug zum stadtstrukturellen Nutzungs- und Raumgeflecht gestanden habe. Diesen städtebaulichen Missstand ohne Not wieder herzustellen könne niemand ernsthaft in Erwägung ziehen.
Alle Kommissionsergebnisse, Amalgame von Alt und Neu, führten letztendlich nur zu mediokren, mutlosen Kompromisslösungen, nicht jedoch zu einer dem prominenten Ort angemessenen Baukultur, heißt es in dem Aufruf. Anstatt jetzt zu bauen und damit eine spätere sinnvollere Nutzung zu verhindern, schlagen die Verfasser des Memorandums vor, den Platz zu einer Art Central Park umzugestalten, der sich durchaus auch als Dauerlösung etablieren könne.
Wer sich dem Aufruf anschließen oder seine Meinung äußern möchte, hat dazu die Möglichkeit auf der Website der Galerie Aedes, in einem in der Galerie Aedes West ausliegenden Buch oder per eMail.
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