Am 5. April 2000 vollendet das Berliner Versorgungsunternehmen GASAG seinen Einzug in das umfassend sanierte Shell-Haus von Emil Fahrenkamp aus dem Jahre 1932. Das Gebäude war eines der ersten Hochhausprojekte in Berlin und gilt als ein herausragendes Baudenkmal des „Neuen Bauens“.
Seit Anfang der achtziger Jahre wurde zwischen Denkmalpflege, Bauherrn und Öffentlichkeit um das angemessene Sanierungskonzept gestritten. Die technischen und gestalterischen Fragen der Sanierung hatten in der Öffentlichkeit einen intensiven denkmalpflegerischen Diskurs ausgelöst, was die Sanierungsarbeiten erheblich verzögerte.
Mit dem nun umgesetzten Kompromiss wurde zwar äußerlich ein perfekter Nachbau des ursprünglichen Erscheinungsbilds erreicht, es wurde andererseits aber auch fast die gesamte noch vorhandene Originalsubstanz geopfert. Während der Sanierungsarbeiten wurde das Haus Stück für Stück nahezu in den Rohbauzustand versetzt.
Die mit der Planung beauftragten Architekten Burckhardt und Christoph Fischer, die noch vor Beendigung der Arbeiten aus dem Projekt ausschieden, entschieden sich für eine originalgetreue Rekonstruktion der charakteristischen Fassaden.
Da der Bau in den fünfziger Jahren nach Kriegsbeschädigung nur notdürftig und technisch fehlerhaft saniert wurde, hatte die Bausubstanz mittlerweile erhebliche Schäden auzuweisen. So musste der komplette Fassadenaufbau neu gebaut werden.
Für den Nachbau der geschwungenen Travertinfassaden wurde der Steinbruch in Italien reaktiviert, der schon 1932 die Platten für das Shell-Haus geliefert hatte. Um die Biegung der Eckplatten ohne handwerklichen Aufwand nachzuarbeiten, wurde eigens ein Programm für eine computergestützte Schneidemaschine geschrieben.
Die Fenster, die allein durch ihre Krümmung schon in den dreißiger Jahren einen Großteil der Baukosten verschlangen, hat man „originaler als das Original“ wieder hergestellt. Unter drei Mustern aus Stahl, Aluminium und Bronze entschied man sich für das ursprüngliche Material Bronze, das im Original gar nicht vollständig zur Ausführung kam - in den oberen Etagen wurden, wohl aus Kostengründen, die Fenster aus Stahl gefertigt. Der Bau erfuhr so in der Lesart des Bauherrn „eine nachträgliche Vervollständigung“. Die Beschläge der Fenster und einige der geschwungenen Türen im Innern wurden restauriert und wieder verwendet.
Foto: Archiv Bewag Akiengesellschaft, Berlin