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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Freedom_Center_am_Ground_Zero_wird_nicht_gebaut_-_mit_Kommentar_21470.html

30.09.2005

Es geht auch ohne Freiheit

Freedom Center am Ground Zero wird nicht gebaut - mit Kommentar


Der New Yorker Gouverneur George Pataki hat den Bau des geplanten International Freedom Centers (IFC) am Ground Zero in New York abgesagt. Er gab er am 28. September 2005 bekannt: „Das IFC kann nicht am Memorial entstehen“, wo es an der Südwest-Ecke des ehemaligen World-Trade Centers nach dem Entwurf von Snøhetta aus Oslo gebaut werden sollte.

Die Lower Manhattan Development Corporation (LMDC) hatte den Bau - nach Willen von Pataki selbst - in Auftrag gegeben. In dem Neubau sollte über den Terroranschlag vom 11. 9. 2001 und seinen Kontext informiert werden. Kritiker gaben aber an, dass an dem „heiligen Ort“ kein Platz für geopolitische oder sozialgeschichtliche Fragen sei. Die Schwester des Piloten des Flugzeuges, das ins Pentagon stürzte, hat die Opposition gegen den Bau angeführt. Die LMDC sollte deshalb einen neuen Bauort finden, was die Organisatoren des Zentrums jedoch ablehnten, weil „das Zentrum für diesen Ort konzipiert worden ist als integraler Teil von Daniel Libeskinds Masterplan“.

Der zweite geplante Nutzer des Gebäudes, das Drawing Center, hatte bereits zuvor einen neuen Wirkungsort gesucht, nachdem Kritiker Bedenken geäußert hatten, dass „anti-amerikanische Ausstellungen“ in dem Neubau gezeigt werden könnten und Pataki eine Garantie verlangte, dass die Nutzer nichts tun würden, was „Amerika herabsetzt“.
Die Organisatoren gaben an, „über diesen Schlag gegen ein lebendiges Memorial, das aus einem öffentlichen Prozess hervorging, sehr enttäuscht“ zu sein.

Kommentar der Redaktion

Die neueste Absage an den Versuch, die Terroranschläge vom 11. September nicht nur zu betrauern, sondern auch zu verstehen und in ihren politischen und historischen Kontext einzuordnen, ist nur das bislang letzte Glied einer langen Kette von unglücklichen Entscheidungen rund um Ground Zero, die sowohl Architektur als auch Programmatik betreffen und über die das BauNetz kontinuierlich berichtet hat (siehe BauNetz-Meldung vom 16.8.2005).

Das Gedenkzentrum an Ground Zero soll nun nur vom 9. 11. handeln und „nicht von der Einzigartigkeit des Ereignisses ablenken“. Geplant war eine Zusammenarbeit mit dem International Coalition of Historic Site Museums of Conscience.
Zwei der vier eingeladenen kulturellen Institutionen haben sich bereits frustriert von Ground Zero verabschiedet. Nun stellt sich die Frage, was als nächstes am Masterplan in Frage gestellt wird: Wenn Ground Zero „zu heilig“ für ein Freedom Center ist, wie lange werden dann noch die beiden Theatergruppen als angemessene Nachbarn betrachtet? Oder die 100.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche und die vier Bürotürme, von denen einer den pathetischen Namen „Freedom Tower” trägt? Aus Angst vor un-amerikanischen Inhalten die kulturellen Institutionen vom Wiederaufbau in Lower manhattan zu vergraulen, während Silversteins kommerzielle Interessen ungefiltert befriedigt werden, erinnert nicht nur ungut an die McCarthy-Ära, Ground Zero droht so auch zu einem einseitigen Platz der Heldenverehrung im Sinne der Republikaner zu werden.

Ulf Meyer


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