Das dritthöchste Bürogebäude der Welt wird am 30. August in Shanghai eröffnet: Das Shanghai World Financial Center (SWFC) setzt nach seiner Errichtung, die von Baustopps und Änderungen im Entwurf der New Yorker Architekten Kohn Pedersen Fox begleitet war, mit 492 Metern Höhe vorerst den Schlusspunkt im Wettlauf um den Titel „höchstes Bürogebäude Shanghais“. Höher sind bisher nur das Taipeh 101 und der Burj Dubai Tower.
Das neue Gebäude in Pudongs „Lujiazui Finance and Trade Zone“, dessen Aussichtsplattform am Samstag um 14 Uhr für das Publikum eröffnet wird, ragt gleich einem riesigen Flaschenöffner aus Stahl und Glas in den Himmel. Direkt neben dem 88-geschossigen Jinmao Tower von SOM stehend, besteht das SWFC mit seinen 101 Geschossen größtenteils aus Büroflächen und einem Park Hyatt Hotel, das im September als das „höchstes Hotel der Welt“ in Betrieb genommen wird. Wann die anderen öffentlich zugänglichen Einrichtungen wie Theater, Läden und Restaurants folgen, wurde noch nicht bekanntgegeben.
Zu den Mietern der Büroflächen gehören bisher große japanische Finanzunternehmen wie die Sumitomo Mitsui Banking Corp. und die Mizuho Corporate Banking Corp., aber auch Europäer wie die französische BNP Paribas und die deutsche Commerzbank.
Bei einer Miete von drei US-Dollar pro Quadratmeter und Tag sind die Büroflächen in dem Gebäude sehr teuer. Doch Minoru Mori, der Vorsitzende der Mori Building Co Ltd, Japans größtem privaten Immobilienentwickler, äußerte gegenüber Reportern, er sei zuversichtlich, dass sich der Markt weiterhin gut entwickeln werde, trotz Anzeichen von Schwierigkeiten bei vielen Immobilienentwicklern. Das Gesamtangebot an Büroflächen in Shanghai sei nicht so groß, und die Meisten würden das geschäftliche Potenzial der Stadt nicht in Betracht ziehen.
Mori hatte 1994 beschlossen, das SWFC zu bauen. Seit seiner Grundsteinlegung 1997 war es zu Verzögerungen und schließlich auch zu Änderungen gekommen. Zunächst verzögerte sich der Bau durch die große asiatische Finanzkrise von 1998. Nach fünfjähriger Pause wurden die Bauarbeiten 2003 wieder aufgenommen. Im Jahr 2005 mehrten sich die Beschwerden über den Entwurf des New Yorker Architektenteams Kohn Pedersen Fox. Sie hatten einen Turm auf quadratischem Grundriß entworfen, der sich nach oben zu einer Scheibe verjüngt.
Die Geister schieden sich aber nicht grundsätzlich am Entwurf, sondern lediglich an der großen kreisrunden Öffnung am oberen Ende des Turmes. Diese ähnele angeblich einer japanischen Flagge. Aus der runden Öffnung musste schließlich eine eckige werden – was den optischen Effekt des „Flaschenöffners“ aber nur noch verstärkte.
Der Traum Shanghais, ein Dreieck aus Super-Wolkenkratzern östlich des Huangpu-Flusses zu schaffen, wird sich frühestens 2013 erfüllen. Bis dann soll sich, den Planungen zufolge, das 692 Meter hohe Shanghai Center des US-Büros Gensler dem Jinmao Tower und dem Shanghai World Financial Center zugesellt haben. Spätestens dann hat Shanghai einen weiteren Höhenrekord zu vermelden.
Till Wöhler, Peking