Am 21. September 1998 wurde in Berlin das „Ludwig Erhard Haus" als Kommunikations- und Servicezentrum der Berliner Wirtschaft eröffnet. Der inzwischen als „Gürteltier" in den Berliner Sprachgebrauch eingegangene Neubau des Londoner Architekten Nicholas Grimshaw ist gemeinsamer Sitz der Industrie- und Handelskammer zu Berlin, des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller, der Berliner Wertpapierbörse, der Wirtschaftsförderung Berlin und verschiedener anderer Einrichtungen.
Grimshaw hatte 1991 einen eingeladenen Wettbewerb zur Bebauung des fast 9.500 Quadratmeter großen Grundstücks an der Fasanenstraße im Bezirk Charlottenburg gewonnen. Im Verlauf der siebenjährigen Planungs- und Bauzeit mußten am ursprünglich wesentlich expressiveren „Gürteltier" zahlreiche Umplanungen vorgenommen werden.
Die tragende Struktur des an seiner höchsten Stelle 39 Meter hohen Baus besteht aus 15 elliptischen Bögen, von denen über einem offenen (und öffentlichen) Foyer die einzelnen Bürogeschosse abgehängt sind. Eigentlich hätten diese Bögen mit unterschiedlicher Höhe und Spannweite eine geschwungene Fassade zur Fasanenstraße hin formulieren sollen. Um die vorgeschriebene Traufhöhe von 22 Metern durchgehend einhalten zu können, wurde eine lotrechte und parallel zur Straßenflucht verlaufende Fassade ausgebildet, die den „Brustkorb" des Gürteltiers nun kaschiert.
Lediglich die Stirnseiten werden von den Bögen dominiert, und im Inneren des Baus geben zwei gebäudehohe Atrien den Blick auf die Struktur frei.
Etwa 22.000 Quadratmeter Nutzfläche (davon 18.000 Quadratmeter für Büros) hat Grimshaw in dem Gebäude untergebracht, wobei größter Wert auf die Flexibilität der Grundrisse und ein ökologisches Gesamtkonzept zur natürlichen Belichtung und Belüftung der Räume gelegt wurde.
Das BauNetz zeigt eine von der Firma WTS erstellte Timelapse-Serie, die in 30 hintereinandergeschalteten Einzelbildern die mehrjährige Bauzeit einschließlich der spektakulären Aufrichtung der Stahlbögen im Zeitraffer dokumentiert. (Umfang 446 KB)