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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Entwurf_fuer_Ground_Zero-Mahnmal_vorgestellt_mit_Kommentar_24214.html

26.06.2006

Sparversion

Entwurf für Ground Zero-Mahnmal vorgestellt – mit Kommentar


Am 20. Juni 2006 wurde der überarbeitete Entwurf für das Mahnmal am Ground Zero in New York der Öffentlichkeit präsentiert. Um Baukosten zu sparen, mussten die meisten wichtigen Entwurfsideen fallengelassen werden: Übrig geblieben ist nur eine Namensliste an den beiden Wasserbecken und ein unterirdisches Museum. Damit haben sich die Befürchtungen von Mitte Mai 2006 (siehe BauNetz-Meldung) bewahrheitet.

Michael Arad hatte sich im Januar 2004 mit seinem Entwurf durchgesetzt, der im Kern eine „Prozession“ der Besucher über mehrere Rampen hinunter zu einer unterirdischen Galerie vorsah, die die quadratischen Baufelder, auf denen einst die beiden Hochhäuser des World Trade Centers standen, umgeben. Dort hätten die Namen der 2.979 Toten vor einem Vorhang aus Wasser eingraviert werden sollen.

Die unterirdische Galerie wurde jedoch eingespart, und die Namen sollen nun auf der oberirdischen Plaza zu sehen sein. Das architektonisch-räumliche Erlebnis, das die Besucher durch ihre Bewegung durch den Raum erfahren sollten, ging damit verloren. Im Museum werden Erinnerungsstücke an den 11. September ausgestellt. Die stille Angedenken durch Raum wurde zugunsten von Reliqiuen aufgegeben.
Neben den Sicherheitsanforderungen sollen auch die Baukosten von 672 auf 510 Millionen Dollar reduziert werden. Sechs der acht Galerien und alle Rampen werden eingespart. Stattdessen sollen Mahnmal und Museum unterirdisch miteinander verbunden werden mit Zugang von der Greenwich Street. Nach einer Sicherheitskontrolle werden Besucher in der Memorial Hall hinabsteigen; von dort führt der Weg tiefer hinunter, über 20 Meter unter der Straße, wo die verbliebenen äußeren Stützmauern des ehemaligen Welthandelszentrums zu sehen sind.
Arad sagte, er sei „enttäuscht von den Änderungen“. Schon im August 2006 soll Baubeginn sein, die Einweihung soll am 11. September 2009 stattfinden.

Kommentar der Redaktion:

Diese letzte Verstümmelung ist nur der bisherige Höhepunkt einer langen Reihe von „architekturfeindlichen“ Eingriffen von Politik und Wirtschaft, die alle Bauvorhaben am Ground Zero betreffen und die wir an dieser Stelle minutiös verfolgt haben.
Der Architekturkritiker der New York Times, Nicolai Ouroussoff, schreibt: „Ohne die Namen sähen die beiden Wasserbecken wie Brunnen vor einem Geschäftshochhaus aus. Es ist jetzt erschreckend klar geworden, dass die Jury damals, als sie zwei junge Architekten (für das Mahnmal und das Freedom Center von Snøhetta, Anm. der Redaktion) wählte, Unterwürfigkeit wollte und keine jungen Talente“.
Er hofft sogar, „dass Budgetüberschreitungen und Bauverzögerungen das verstümmelte Projekt nun ganz zu Fall bringen könnten“ und rät Arad, auzugeben.
Ourosseff nennt Peter Eisenmans Holocaust-Mahnmal in Berlin als Positivbeispiel dafür, wie die Architektur sich durch das kleine Informationszentrum nicht die Schau stehlen lässt. Das Informationszentrum in New York wäre sechs Mal so groß. Fast fünf Jahre nach 9/11 ist die Welt von einem guten Plan zum Wiederaufbau und Gedenken am Ground Zero so weit entfernt wie zuvor.

Ulf Meyer


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