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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Einweihung_eines_Kirchenneubaus_in_Muenchen_8051.html

27.11.2000

Morphologischer Wandel

Einweihung eines Kirchenneubaus in München


In München wurde am 26. November 2000 die neu erbaute katholische Herz-Jesu-Kirche mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Der Neubau, der ein 1994 abgebranntes Gotteshaus ersetzt, entstand nach den Plänen der Münchner Architekten Allmann Sattler Wappner, die 1996 den Wettbewerb für das Projekt gewonnen hatten. In knapp dreijähriger Bauzeit haben sie ein rund 48 Meter breites, 16 Meter langes und 37 Meter hohes Kirchengebäude errichtet, das Raum für rund 330 Gläubige bietet.
Die Architekten wollten einen offenen, lichten Kirchenraum mit fließenden Übergängen von außen nach innen schaffen. Ohne die abgrenzende Symbolik einer massiven Umschließung sollte er „nicht gestisch eindeutig sondern vieldeutig in seiner täglichen und nächtlichen Erscheinung“ sein.
Der Kirchenraum wird von zwei durchscheinenden, ineinandergestellten Hüllen mit gegenläufigen Materialeigenschaften gebildet. Die äußere gläserne Hülle ist gleichzeitig der thermische Raumabschluss und damit die physische Begrenzung des Hauses. Die innere Hülle aus hellen Holzlamellen bildet den wahrnehmbaren Raum. Die Raumwirkung wird variiert durch den wechselnden Einsatz von transparentem und transluzentem Glas sowie einer Verdichtung bzw. Öffnung der inneren Holzstruktur. Während die transluzente Glaswand im Altarbereich einen nahezu metaphysischen Eindruck erzeugt, wirkt der dunkle Raum um die Orgelempore sehr greifbar und körperhaft: Die Gläser der äußeren Hülle sind in diesem Bereich transparent, der Holzkorpus wird von außen sichtbar und der Schattenwurf präzise.
Die Hüllformen werden durch zwei gegenüberliegende Tore an ihren Kopfenden geschlossen. Das in der Tradition massiver großformatiger Kirchentore stehende Südportal kann je nach Jahreszeit und feierlichem Anlass in verschiedenen Positionen geöffnet werden. Bei vollständiger Öffnung wird die Vorhalle mit dem Kirchplatz zu einem Raum verbunden und die innere Hülle aus Holz wird zur Außenfassade.
Mit dem frei gestellten Glockenturm wollten die Architekten den „Gegensatz und die Gleichzeitigkeit von Stabilität und morphologischem Wandel“ thematisieren. Analog zur Kirche erhielt er eine Hülle aus Metallgewebe, das sich nach oben hin verdichtet. In mehreren Lagen übereinander gelegt erzeugt das metallische Gewebe einen Moiré-Effekt und vermittelt den Eindruck figürlicher Abbildungen.

Foto: Florian Holzherr


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