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05.02.2008
Gläserne Einfaltungen
Einkaufszentrum LIO in Berlin fertig
„LIO“ ist im bahnamtlichen Abkürzungs-Kauderwelsch die Bezeichnung für „Lichterfelde Ost“. Und an eben jenem Bahnhof im bürgerlichen Südwesten von Berlin ragt eine neo-expressionistische Aluminiumfassade in die Höhe: Das von dem Berliner Architekten Benedict Tonon gestaltete Einkaufs- und Fitnesszentrum „LIO“ auf einer ehemaligen Bahnbrache am Kranoldplatz ist eröffnet.
Der Architekt erläutert wortgewandt: „Der Güterumschlagplatz der Bahn von dreieckigem Zuschnitt auf der rechten Seite des Bahnhofsvorplatzes hat schon lange seine Aufgabe verloren. Folgenutzung an diesem zentralen Ort ist öffentliche Nahversorgung. Wie aber lässt sich mit der Baumasse und dem Inhalt eines Nahversorgungszentrums der Charakter dieses öffentlichen Ortes erhalten und interpretieren?
Der Entwurf gibt folgende Antwort: Ein eingeschossiger Gebäudesockel rekonstruiert den fußgängernahen Horizont. Ein zurückgesetztes Obergeschoss reduziert die Erscheinung der Baumasse im Gegenüber zu den viergeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern. Gläserne Einfaltungen in die Traufe des Obergeschosses schaffen den Rhythmus einer Gliederung.
Die eingeschossige Sockelzone faltet sich aus der Lankwitzer Straße in den Bahnhofsvorplatz. Sie gibt ihm eine niedrige räumliche Fassung. Sie ordnet die Baumasse des Einkaufs- und Fitnesszentrums der monumentalisierenden Geste des Eingangstores in den Bahnhof unter. Die schlanke Ansicht des zurückgesetzten Ober- und Technikgeschosses wird zum Raumhintergrund des Bahnhofsvorplatzes.
Entgegen der üblichen Nach-Innen-Wendung von Malls erhält das Einkaufszentrum Lichterfelde-Ost sowohl eine Nach-Innen- als auch eine Nach-Außen-Wendung und stärkt damit die kommunikative Qualität des öffentlichen Raums. Einerseits entstehen in der Sockelzone neue Ladengeschäfte, andererseits werden die großen Flächen für Einzelhandels- und Fitnessnutzungen nach innen erschlossen.
Die fußgängernahe Basis des Sockelgeschosses erhält die warme Materialität eines braunen Dolomitgesteins. Die weitere Gebäudehülle erscheint in der zurückgenommenen kühlen Stofflichkeit eines grau-stumpfen Aluminiumblechs.
Die weit spannenden Oberlichter der gläsernen Einfaltungen zeigen sich nach innen, zum Ort der Leibesertüchtigung, als prismatische Lichtkörper. Nach außen geben sie den diagonalen Rhythmus der Fassade vor.
Die überfälzte Rautenstruktur erzeugt die Körpernähe einer gewirkten Bekleidung. Die diagonale Geometrie und der stumpfe Glanz der Metallfassade erscheint als Ornament. Es entsteht eine paradoxe Spannung von Nähe und Distanz.“
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