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19.12.2006

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Stadt, Land, Fluss – mit Kommentar

Dieguez Friedman gewinnen Wettbewerb in Buenos Aires


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Im nationalen Architekturwettbewerb für ein Gebäude für die Psychologie-Fakultät der Universidad de Buenos Aires (UBA), konnte sich der Entwurf von Dieguez Friedman arquitectos & asociados aus Buenos Aires durchsetzen. Das meldet Noticiasarquitectura am 19. Dezember 2006.

In der Ciudad Universitaria soll ein neues Gebäude mit 45.000 Quadratmetern Nutzfläche gebaut werden, das alle Abteilungen der Fakultät vereint. Wegen der Lage des Grundstücks auf einer Anhöhe in einer parkähnlichen Landschaft, das sowohl über einen grandiosen Ausblick auf die Skyline von Buenos Aires als auch auf den Rio de la Plata verfügt, war das Verhältnis zwischen Architektur und Landschaft das zentrale Thema des Entwurfs.

Kommentar der Redaktion:

Während des zwanzigsten Jahrhunderts hat die moderne Architektur in Argentinien verschiedene Positionen zur Natur eingenommen: Mal standen klare Geometrien der Natur bewusst kontrapunktisch entgegen, mal vermischten sich beide und schufen so vermittelnde Zonen zwischen innen und außen. Der Hang zu beidem hat sich komplementär in der Entwicklung der modernen Architektur Argentiniens gezeigt: Einerseits etwa durch Amancio Williams, der beispielhaft die Opposition zwischen Geometrie und Landschaft bzw. Technik und Natur zum Ausdruck brachte, andererseits etwa durch Eduardo Sacriste, Antonio Bonet, später auch Clorindo Testa, die in vielen ihrer Arbeiten den Gegenpart spielten.

Dieguez Friedman zeigen bei ihrem Entwurf für die UBA das Spannungsfeld der argentinischen Tradition: Einerseits präsentieren sie ein Bild scharfer, formaler Strenge, das sich gegen die Landschaft behauptet: Die Gebäude sind um zwei zentrale Leerräume organisiert, die keinerlei Verbindung zwischen innen und außen herstellen, weder in ihrer Linienführung noch in ihrer Nutzung.
Andererseits schafft es der Entwurf in einer Stadt wie Buenos Aires, die nur wenige Berührungspunkte mit dem Fluss hat, eine größere Beziehung zwischen Stadt, Landschaft und Fluss herzustellen. In diesem Zusammenhang wirkt der Entwurf als Vermittler: Die hohen Terrassen als halb-öffentliche Außenräume stellen eine für Buenos Aires seltene visuelle Verbindung her: Fluss und bewaldete Landschaft auf der einen Seite, städtischer Dschungel auf der anderen Seite – in vollem metropolitanen Maßstab. Die neue Fakultät kann, wenn der Entwurf von Dieguez Friedman gebaut wird, symbolisch zu einem einzigartigen Ort werden, an dem sich stadtmüde „Porteros“ vom Großstadtleben erholen. Die Stadt bleibt dabei, trotz der umgebenden Naturschönheit, immer in sicherer Blickweite.

Till Wöhler


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

upw nagel | 20.12.2006 21:20 Uhr

Authentisch

Sehr geehrter Herr Wöhler,
der Vorzug ist, dass man eben mal spontan reagieren kann, wenn man es gerade gelesen hast. Andererseits meine ich - jetzt bezogen auf die Buenos Aires-Meldung, das der Haken des Baunetz-Newsletter so wie eine Art Nachrichtenticker kommt, und das raubt den Dingen die Tiefe. Man ist scheinbar informiert und dann eben doch nicht, - aber das ist ein Problem des Mediums. Ich wünschte mir, um im Kommentar nicht nur das Kritische sondern das Konstruktive hervorzuheben, lieber eine Bauwelt zu Buenos Aires oder der baulichen Entwicklung seit dem Plan Puerto Madero, aber da setzt sich leider das Problem der Spotlight-Architekturwahrnehmung seit Eurem
<Relaunch> fort. Es gibt immer weniger thematische Vertiefung, - ich weiss schon, das ist der Tribut an 48 Ausgaben (so wie eben 300 Newsletters...) in Zeiten postmodernen Kultur-Nippens. Mithin, es ist wie es ist, allein ich wollte Ihre freundliche Reaktion auf mein Maulen nicht wortlos lassen. Mit besten Weihnachtswünschen upw

2

Till Wöhler | 20.12.2006 12:25 Uhr

upw nagel

Hallo upw nagel,
ich freue mich immer über authentische Statements! Dank der neuen Kommentierfunktion kann jetzt auch mehr Rückmeldung von Lesern und vielleicht sogar mehr echter Diskurs statt finden, der unabhängig von sogenannten Stars ist.
Es wäre m. E. auch wünschenswert, die Artikel der Feuilletonisten der Tageszeitungen so direkt kommentieren zu können! Da gäbe es auch manchmal einiges zu kommentieren!
Gut, dass es das BauNetz gibt. Danke für Ihre ehrliche Meinung :))
Mit freundlichem Gruß, Till Wöhler

1

upw nagel | 19.12.2006 16:44 Uhr

CHAPEAU !

<Hat der arme Leser sich doch einmal wegbegeben, und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben!
seine Wort und Werke merk ich
und den Brauch - und mit Geistesstärke
tu’ ich Wunder auch !>
Chapeau ! was für ein prachtvoller Bock enthobenen Schmonzes der Architekturdiskurse. "Mal standen klare Geometrien der Natur bewusst kontrapunktisch entgegen, mal vermischten sich beide und schufen so vermittelnde Zonen zwischen innen und außen."
Ach, des Holleri-du-dödel-du zu wenig, ergiesst sich dünnste redaktionelle Brühe um "die Gebäude [die] (...) um zwei zentrale Leerräume organisiert, (...) keinerlei Verbindung zwischen innen und außen herstellen, weder in ihrer Linienführung noch in ihrer Nutzung."
Wie fühlt man Einheit von Entwurf und "städtische[m]Dschungel auf der anderen Seite – in vollem metropolitanen Maßstab." Wahrhaftig !
Die Sauce umgibt mich in vollem Maßstab.
Schnell den Baunetz-Newsletter gelöscht und lieber sich mit "....stadtmüde[n] „Porteros“ vom Großstadtleben erholen. Die Stadt bleibt dabei, trotz der umgebenden Naturschönheit, immer in sicherer Blickweite" - ja, in sichere
Blickweite geträumt !

 
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