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06.12.2005
An der Großen Mauer
Die „Commune“ bei Peking wird Luxushotel - mit Kommentar der Redaktion
Die elf Villen an der großen Mauer in China, nördlich von Peking gelegen, die zusammen als „Commune by the Great Wall” bekannt sind, wurden komplett an die Kempinski-Hotel-Gruppe verkauft. Das meldet die FAZ am 29. November 2005.
Die Villen wurden von den besten Architekten aus allen ostasiatischen Ländern entworfen und haben in China erstmals den Beweis erbracht, dass architektonische Qualität auch im Reich der Mitte durchsetzbar ist und Bauherren findet. Zu den beteiligten Architekten gehörten Shigeru Ban und Kengo Kuma aus Japan und Yung Ho Chang und Cui Kai aus China. Seung-H-Sang aus Südkorea hat das zwölfte Haus, ein über tausend Quadratmeter großes Gemeinschaftshaus mit einer Corten-Stahlfassade, entworfen. Die Anlage wurde 2002 fertiggestellt und auf der Architekturbiennale Venedig mit dem Architekturpreis ausgezeichnet.
Der neue Besitzer möchte die Anlage nun um 37 weitere Villen erweitern. Die Zimmerkapazität wird damit auf 265 steigen.
Kommentar der Redaktion:
Der Verkauf von Chinas ambitioniertestem Architekturprojekt an eine Luxushotelkette passt ins Bild: Denn der Bauherr der elitären Anlage, die SOHO-Gruppe, die zugleich im Zentrum Pekings an der Chang-An-Dajie zum ersten Mal anspruchsvollen Massenwohnungsbau in die Hauptstadt Chinas bringt, hatte schon für die „Kommune” das provokante Motto „Collect the Art of Architecture" ausgegeben: Die Bauherren haben die besten Namen der ostasiatischen zeitgenössischen Architektur „eingekauft” und sich ihre Bauten - weitgehend ungenutzt, weil unbezahlbar - wie einen teuren Schmuck um den Hals gehängt.
Ausgerechnet an der Großen Mauer, dem größten Symbol des chinesischen Isolationismus, gelegen, wurde die Siedlung zum Symbol für Chinas ästhetische Öffnung und Leichtigkeit: Von den locker in der Hügellandschaft bei Badaling verstreuten Villen aus ist die attraktivste Stelle der Großen Chinesischen Mauer über einen privaten Fußweg erreichbar, aber nicht zu sehen.
Der Kauf durch die Kempinski-Gruppe beweist leider, dass in China gute, moderne Architektur bis auf Weiteres etwas bleibt, das Reiche sammeln und nicht etwas, das selbstverständlich im Leben steht und so zur Lebensqualität aller beiträgt.
Ulf Meyer
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