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26.08.2005
Drehender Torso
Calatrava-Hochhaus in Malmö fertig gestellt
Am Samstag, 27. August 2005 wird in Malmö ein 190 Meter hohes Wohnhaus von Santiago Calatrava (Zürich) eingeweiht. Das „Drehender Torso“ genannte Hochhaus ist mit 54 Geschossen Europas höchstes Wohngebäude.
170 Millionen hat dieses ehrgeizige Hochhausprojekt an der Südspitze Schwedens gekostet. Die Baukosten waren ursprünglich nur halb so hoch veranschlagt gewesen, und eigentlich sollte der Bau auch schon vor zwei Jahren fertig gestellt sein.
Die Entstehungsgeschichte des Entwurfs ist einigermaßen skurril: Calatrava war eingeladen worden, sich am Wettbewerb für die Öresundbrücke (BauNetz-Meldung vom 16. 8. 1999) zu beteiligen, für die er unter dem Titel „Twisted Torso“ eben jene gedrehte Form vorschlug. Sein Beitrag wurde abgelehnt, doch der Chef der Wohnbaugenossenschaft HSB konnte sich diese Form als Hochhaus vorstellen und beauftragte Calatrava mit einem entsprechenden Entwurf. Dieser mutige Vorstoß kostete ihm zwar den Posten, doch wurde dadurch tatsächlich dieses neue Wahrzeichen für Malmö auf den Weg gebracht.
Nur entfernt erinnert das Hochhaus an Calatravas sonst so organische Formensprache. Keine Flügel-, Blätter- oder Skelettkonstruktionen fanden hier Anwendung, einzig die für Calatrava typische modulare Addition gleichförmiger Teile ist erkennbar. Die einzelnen Module scheinen verdrehte Würfel zu sein, deren Seiten mit einem quadratischen Raster von Fenstern versehen sind.
Das Hochhaus beschreibt im Grundriss die Form eines Tropfens, dessen Spitze sich Modul für Modul nach rechts dreht. Eine Kante des Gebäudes wurde als gebogenes Traggerüst ausformuliert, das jedoch mehr ein dekoratives, als baukonstruktives Element darstellt.
Der Entwurf erinnert an einen nicht realisierten Hochhausentwurf von Buckminster Fuller, der in den vierziger Jahren die aerodynamische Form des Hochhauses unter gebäudeenergetischen Gesichtspunkten analysiert hatte. Fuller hatte sein Hochhaus als eine Art Wetterfahne ausformuliert, wodurch der Energieverlust durch den Wind vermieden werden sollte. Die inhärente Dynamik dieses Entwurfs scheint Calatrava hier nun in Stein gegossen zu haben. Sein Hochhaus ist mit der Tropfenform gleichfalls aerodynamisch gestaltet, und der Turm scheint sich tatsächlich mit dem Wind zu verbiegen. Die neun Module erwecken dadurch den Eindruck, als seien sie durch Gelenke miteinander verbunden, die diese Drehung ermöglichen.
Arne Winkelmann
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