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11.12.2006
Gigantisch gescheitert
Bürgerentscheid lehnt Aachener „Bauhaus Europa“ ab
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Sebastian Krämer | 13.12.2006 12:44 Uhrvgl. Baunetz-Meldung: Fishing for Collieston
Während die Stadtväter mittel- bis großer Städte bei öffentlich finanzierten Projekten oft nach Architekten mit bekannten Namen (oder selbstverliebten "aussergewöhnlichen" Entwürfen) fischen, um durch „Name-Dropping“ vor allem sich selbst interessant und bekannt zu machen, und nicht danach fragen, was ihre Bürger eigentlich wollen, für die es ja gebaut werden und von denen es finanziert werden soll, scheint in Collieston (und Aachen) noch gesunder Menschenverstand zu herrschen: Hier hat man noch nicht vergessen, was ein Gemeinwesen ist und dass eine regionale Baukultur wichtig für die Identität der Menschen ist.
Viele Politiker und Architekten scheinen das vergessen zu haben. Könnte es daran liegen, dass sie den Kontakt mit dem Leben der Menschen verloren haben, denen sie ihre „Lösungen“ auferlegen?
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Christoph Allemand | 13.12.2006 09:15 Uhrunmündige Architektur?
Da haben wir ein schönes Stück von demokratischer Geschmacklichkeit hier in Aachen erleben können.
Wie geht es weiter? Werden nun bei jedem Bauvorhaben die Bürger nach städtebaulichen und architektonischen Gesichtspunkten abstimmen dürfen?
Wenn es um Folgekosten ging, die nicht transparent gemacht worden sind, verstehe ich die Ablehnung,
wenn es um das für viele nicht erklärte , "gefühlte" Konzept des Hauses ging kann ich das nein auch verstehen,
aber sollten sich 56.000 Aachener Bürger als Architektenbeirat geführt haben und ihren "heiligen", in Wahrheit aber toten und ereignislosen Ort schützen wollen, versagt mein Verständnis.
Wie schon bei der Stadtbahn hat Aachen und (wiedermal) die konzeptlosen Christdemokraten eine große Chance verpasst,
finde ich und bin als Aachener enttäuscht.
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Christoph Allemand | 13.12.2006 09:13 Uhrunmündige Architektur?
Da haben wir ein schönes Stück von demokratischer Geschmacklichkeit hier in Aachen erleben können.
Wie geht es weiter? Werden nun bei jedem Bauvorhaben die Bürger nach städtebaulichen und architektonischen Gesichtspunkten abstimmen dürfen?
Wenn es um Folgekosten ging, dienicht transparent gemacht worden sind, verstehe ich die Ablehnung,
wenn es um das für viele nicht erklärte , "gefühlte" Konzept des Hauses ging kann ich das nein auch verstehen,
aber sollten sich 56.000 Aachener Bürger als Architektenbeirat geführt haben und ihren "heiligen", in Wahrheit aber toten und ereignislosen Ort schützen wollen, versagt mein Verständnis.
Wie schon bei der Stadtbahn hat Aachen und (wiedermal) die konzeptlosen Christdemokraten eine große Chance verpasst,
finde ich und bin als Aachener enttäuscht.
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archi69 | 12.12.2006 14:05 UhrInteressant...
...mit anzusehen, wie weit mittlerweile die Kluft geworden ist, zwischen den Menschen und den Architekten, die einst ja antraten, ersteren zu dienen...
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Jörg Pampe | 12.12.2006 11:45 UhrKatschhof
Entscheidung gegen das Design und die Arroganz des Entwerfers! Wunderbar! Architektur hat nicht die Benutzung vorzuschreiben, sondern zu ermöglichen. Sie hat eine Bühne zu liefern, auf der sich Benutzer einrichten können. Kein Maßanzug! Nur sakrale Räume bedürfen einer lithugischen Prägung, Museen und Ausstellungshallen brauchen eine Neutralität. Wie sagte doch Mies über seine Neue Nationalgalerie: sie wird schwer zu bespielen sein. (Und sie sieht so klar aus!!) Was werden unsere Kinder sagen, wenn sie das Bauhaus Europa anders bespielen wollen.
Architektur hat eine größere Gewalt als Design.
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P.Maikäfer p.maikaefer@myfaz.net | 12.12.2006 11:37 Uhr@Gerhard Höllmüller - Tolle Onanie.. und das ist gut so..
...Ja für den Aktivisten ist das erhebend, wenn alles mal richtig steht, aber die gesamte Familie hat dann wieder den Ärger mit den ärgerlichen Flecken im Rahmen der zyklischen Nachbesserungsmaßnahmen für den städtischen Chaiselongue...-,))
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Gerhard Höllmüller | 12.12.2006 10:30 UhrMehrheitsfähig
Was soll man dem Zitat "Architektur und Städtebau sind nicht mehrheitsfähig" (siehe Kommentar 2) an dieser Stelle noch hinzufügen? Resignation, wäre eine mögliche Antwort. Doch Stillstand bringt uns nicht weiter. Also werden Planer auch künftig, oftmals unter höchstem persönlichen und finanziellen Einsatz, versuchen, (Lebens)Räume zu schaffen. Raum für uns und für die nächsten Generationen.
Benötigen Architektur und Baukultur hierfür tatsächlich autokratische Entscheidungsprozesse? Womöglich; aber Tatsache ist vielmehr, dass gerade diese Entscheidungsprozesse in Preisgerichten stattfinden, die aus Experten, Architekten und vor allem auch Bürgervertretern (Bürgermeister, Stadträte etc.) zusammengesetzt sind. In diesen Gremien wird also fach- und sachkundig diskutiert und mehrheitlich entschieden. Architektur und Baukultur wird im Wettbewerb heute somit längst durch mehrheitsfähige Entschlüsse getragen; oft mit guten Ergebnissen, manchmal mit weniger guten, doch selten mit derart mutigen wie in Aachen. Doch was passiert danach? Das ist die Frage! Schade, dass die Bürger in Aachen so wenig Vertrauen in diese mehrheitsfähige Entscheidung besessen haben. So wie in Berlin die Topografie des Terrors; in Linz das Theater im Berg scheiterten; eines blieb dabei immer auf der Strecke, die Chance etwas Originäres, etwas Besonderes, Außergewöhnliches, Merkwürdiges zu schaffen; etwas, worauf man in vielen Jahren noch immer mit Stolz und Bewunderung blickt, etwas das unser Denken und Handeln beeinflusst und somit Wert gewinnt. Zurück blieben jedoch immer ein fahler Nachgeschmack von Mutlosigkeit, Borniertheit und letztendlich auch Missbrauch...
"Ein Sieg der Vernunft" ist hierfür wohl die billigste Ausrede. Naja, ich persönlich bin traurig, aber Aachen verliert....
By the way: ein bisschen onanieren ist gesund, macht Spass und nicht blind
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Arno Klinkenberg | 12.12.2006 08:30 UhrEKAA
Auch wenn das momentane Gebäude an dieser Stelle kein Stück Architekturgeschichte darstellt, so ist es doch von Vorteil, dass es nicht diesem Stück formaler Onanie weichen muss.
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Fritz Matzinger | 11.12.2006 21:09 UhrGigantisch gescheitert
Äußerst bedauerlich für Aachen. Wer Tschapellers Bau in Murau (Steiermark) oder andere Projekte von ihm kennt, weis wie hervorragend er mit einem besonderen "Ort" umgehen kann, und kann vielleicht abschätzen was Aachen jetzt verliert.
Apropos Architektur und Demokratie :
Zum Nachdenken zwei intellegente Zitate von demokratisch gewählten Bürgermeistern:
Josef Schaden (Salzburg, 1987):
"der fatale Irrtum zu glauben, Architektur habe etwas mit Demokratie zu tun" und
DDr.Herwig van Staa (Innsbruck 2002):
Architektur und Städtebau sind nicht mehrheitsfähig !.
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Ch. Toechterle-Knuth | 11.12.2006 20:11 UhrBürgerentscheid Katschhof
Ich glaube dass es an diesem geschichtlich sensiblen Ort auch einer sensibleren Planung bedurft hätte, um die Bürger zu einem positiveren Bescheid überzeugen zu können. Die Befragten haben wohl wie auch ich kein Vertrauen, einem unverständlich selbstbezogenen Bau, entgegen bringen können, der eher modisch und autistisch den Dialog mit der Umgebung und somit mit der Gesellschaft vermied.
Sein kryptisches Austellungskonzept hat auch wohl eher verschreckt als Interesse wecken können. Alles in allem ein akzeptables Ergebnis von Mitbestimmung.
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Der Maddin | 11.12.2006 17:01 UhrVernunft siegt
Ein Segen... statt einer Architekturblase über dessen Inhalt Uneinigkeit herrscht, der formal eine gestalterische Katastrophe wäre (wie borniert kann man sein, sich bei solch einem sensiblen Platz nicht einmal die Örtlichkeit anzusehen?)... eine Vernunftentscheidung.
Alle Planer und Verantwortlichen: bitte nachsitzen!
Danke liebe Aachener Bürger!
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Gunnar Ramsfjell | 11.12.2006 16:19 UhrBürgerentscheid lehnt Aachener „Bauhaus Europa“ ab
Einfach schade! Das Projekt hätte der Stadt gut getan. Aber wenn der Bürger gefragt wird, dann beinhaltet Demokratie eben auch, Entscheidungen zu akzeptieren, die von der breiten (und i.d.R. mit der Baukunst nicht vertrauten) "Masse" getroffen werden.
Der "Blick nach vorn" hätte Aachen gut zu Gesicht gestanden.
G.R.
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Christoph Allemand | 06.02.2009 16:12 UhrSchlauer geworden ...
... bin ich mittlerweile. Nach nunmehr 2 Jahren und vielen Erlebnissen und noch meh Nachdenken .
Das die Bürger ihre Stadt aufmerksam verteidigen finde ich im Nachhinein viel besser als im Jahre 2006. Die Bürger leben in der Architektur, die wir Architekten entwerfen. Die Bürger sind die Nutzer. Sie müssen sich entsprechend zu Wort melden können. Hier haben sie es getan.
Ich stehe zu dem unten formulierten Kommentar, der meine Meinung zu dieser Zeit widerspiegelt.
Heute wünsche ich mehr Mitbestimmung, nicht nur in der bürgerfeindlichen Demokratie, sondern auch in der menschenfremden Architekturdebatte.
Wir Architekten und Stadtplaner müssen immer wieder uns vor Augen halten, für wenn wir unsere Gebäude und Konzepte bauen. Nicht für Investoren und Politiker, sondern für die Menschen, die in diesen Räumen, diesen städtischen Räumen, leben, arbeiten, sich freuen und sich am besten wohl finden. Nur mit den Menschen zusammen kann man gute Architektur erlangen, das weiß ich mittlerweile.