In Cottbus wurde am Freitag, dem 8. März 2002 ein Modellprojekt des Landes Brandenburg abgeschlossen: Aus Plattenbauelementen eines elfgeschossigen Wohnblocks im Stadtteil Sachsendorf-Madlow entstanden fünf kleine Stadtvillen. Betreut hat das Projekt das Cottbusser Architekturbüro Zimmermann & Partner.
Der Leerstand von Plattenbauten in ostdeutschen Kommunen nimmt ständig zu und zieht bauliche und soziale Probleme nach sich. Die jeweiligen Wohnverwaltungen können viele ihrer Wohnblocks nicht mehr wirtschaftlich unterhalten, so dass neue Konzepte für die „Platten“ gesucht werden. Die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) in Cottbus hat in der Theodor-Storm-Straße ein Experiment erfolgreich beendet, bei dem ein Plattenbau praktisch als „Steinbruch“ fungierte. Einzelne Betonelemente wurden per Kran demontiert und in unmittelbarer Nachbarschaft gleich wieder montiert. So entstanden in fünf Gebäuden 13 Wohnungen mit bis zu 85 Quadratmetern. Durch den Wegfall der Transportkosten betrugen die Investitionen für die Neubauten insgesamt nur 1,7 Millionen Euro und waren damit 15 Prozent niedriger als bei einem Komplettneubau. Allerdings kann diese Art des „behutsamen Rückbaus“ nur an wenigen Stellen realisiert werden. Nur selten befinden sich abrissfähige Wohnblocks und Neubaugebiete im Schwenkbereich eines Krans. Das Interesse allerdings ist groß - über 60 Bewerber meldeten sich für die 13 Wohnungen.
Die bekannte Tristesse der Plattenbauten hat sich aber nicht auf die Stadtvillen übertragen. Mit seinen Kubaturen und Rücksprüngen erinnert das Ensemble eher an die Dessauer Meisterhäuser als an die Wohnungsbauserie 70.
Abbildungen: GWG „Stadt Cottbus“ / Schrader