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03.06.2008
Verschnittene Betonquader
Besucherzentrum in Zernez von Olgiati eröffnet
Dass diese Architektur auf die Ablehung von Nachbarn und Naturfreunden in Zernez und in der Restschweiz gestoßen ist, war nicht schwer vorherzusehen. Ein großer Teil der mehr als sechsjährigen Planungs- und Bauzeit ist auf die Einsprüche gegen den Bau zurückzuführen. Auch die Eröffnung des neuen Besucherzentrums für den Schweizerischen Nationalpark am 31. Mai 2008 fand ein geteiltes Echo: „gewöhnungsbedürftig“ nennt die NZZ die Architektur des puristischen Betonbau von Valerio Olgiati Architekten. Neben dem altehrwürdigen, ebenfalls von Olgiati sanierten Schloss Planta-Wildberg, in dem die Parkverwaltung untergebracht ist, sollen die zwei ineinander verschobenen Betonquader nun ein „weiteres Wahrzeichen“ des Parks bilden.
Ursprünglich hatte das Gebäude direkt neben dem Schloss an der Straße stehen sollen, die in den Nationalpark führt – das es nun auf der anderen, der „falschen“ Straßenseite“ steht, ist ebenfalls auf einen Bürgereinspruch zurückzuführen. Ein Kindergarten, der hier zuvor stand und dem Neubau weichen mußte, konnte wiederum ins alte Parkzentrum verlegt werden.
Valerio Olgiatis betont puristischer Entwurf war aus einem Wettbewerb mit 107 Einreichungen als Sieger hervorgegangen (siehe Baunetz-Meldung vom 24. Oktober 2002). Die sechs jeweils 160 Quadratmeter großen Räume auf drei Etagen bieten Räume für permanente und für wechselnde Ausstellungen, sowie für den Verkauf und Informationen zum Nationalpark. Durch das Ineinanderschieben der beiden Würfel war eine abwechslungsreiche Besucherführung durch das Gebäude möglich, man steigt in einem Würfel hinauf in die Ausstellung, im Anderen hinab – kein Raum wird somit zweimal durchquert.
Außen ist das Gebäude hingegen eindeutig und streng geometrisch geordnet. Die Außenwände bestehen aus hellem Sichbeton, die großen Fenster sind in Baubronze gerahmt, die Geländer der angehängten Fertigteiltreppen sind aus gebogenen Messingprofilen. Die Architekten sprechen von einer „reinen und universellen Erscheinung“, die das Gebäude vermitteln soll.
Außerdem weist die Parkverwaltung besonders auf das energiesparende Konzept hin: „Das Gebäude besteht aus einem Leichtbeton, der nebst Kies, Wasser und Zement aus geblähten Tonkügelchen aufgebaut ist. Dank dieser Liapor-Kügelchen ist keine weitere Isolation des Gebäudes nötig. Beheizt wird das Gebäude mittels gemeindeeigener Holzschnitzelheizung. Auf eine Klimaanlage wird verzichtet. Dafür erlauben Erdregister das Aufwärmen und bei Bedarf das Kühlen der für die Lüftung angesaugten Luft.“
Die Kosten des gesamten Projekts inklusive der Dauerausstellung werden mit 8,5 Millionen Euro angegeben.
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