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06.08.2004
Tod der Weißen Elefanten
Baustopp für Vorzeigeprojekte in China
Wie die Tageszeitung „The Straits Times“ (Singapur) am 6. August 2004 meldete, wurde für zwei Großprojekte internationaler Stararchitekten in China ein Baustopp verhängt.
Das von den Basler Architekten Herzog & de Meuron entworfene Olympiastadion (BauNetz-Meldung vom 5. 1. 2004 zum Spatenstich) mit seiner an ein Vogelnest erinnernden Form und Fassade wird nicht gebaut. Anstatt des 730-Millionen-Dollar-Projekts mit einer Kapazität von 100.000 Plätzen wird nun ein neuer Entwurf gesucht.
Kritiker hatten beklagt, dass das Projekt zu teuer sei. Die „Weißen Elefanten“ (so „The Straits Times“, gemeint sind aus dem Ausland stammende Großprojekte), mit denen die Regierung die Haushaltskassen belaste, würden der lokalen Architektur schaden.
Ebenfalls gestrichen wurde laut „The Straits Times“ der Neubau des Hauptquartiers für den Fernsehsender China Central Television (CCTV) von OMA/Rem Koolhaas (BauNetz-Meldung vom 20. 12. 2002 zur Planvorstellung). Das mit 230 Metern höchste Gebäude Pekings soll umgerechnet über eine Milliarde Dollar kosten.
In die Kritik ist auch das erst kürzlich von Paul Andreu (Paris) fertig gestellte Nationaltheater geraten, das Gegner für zu „futuristisch und in der historischen Umgebung für unpassend halten“. Das Blob-förmige Gebäude sei sehr schwierig - und daher teuer - zu reinigen.
Auslöser der Kehrtwende in der chinesischen Architekturpolitik ist unter anderem eine Studie, die zehn chinesische Professoren erarbeitet hatten: Darin haben sie ausgerechnet, dass das Olympiastadion nach der bisherigen Planung vier mal so viel Stahl verbraucht hätte wie ein vergleichbares „normales“ Gebäude, nämlich insgesamt rund 160.000 Tonnen. Diese „alarmierende Menge an Stahl, die keinerlei Sicherheit garantiere“, sei „eine Verschwendung von Ressourcen“, so die Akademiker.
Insgesamt macht sich in China ein zunehmender Unmut über den ehrgeizigen „Architekturimport“ der Regierung breit, die immer mehr ausländische Architekten mit Aufträgen beglückt, die lokale Szene aber links liegen lässt. Dass in China tatsächlich eine Menge internationaler „Stars“ bei Schlüsselprojekten am Werk sind, können Sie in unserer News-Datenbank ersehen, zum Beispiel bei einer Stichprobe unter dem Suchbegriff .
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