Den Spitznamen „Altstadt-Maier“ trägt er mit Stolz: Anfang Dezember 2007 wurde mit den bauvorbereitenden Maßnahmen für die neue Jüdische Hochschule Heidelberg nach Plänen des ortsansässigen Architekten Hansjörg Maier begonnen.
Die Hochschule für Jüdische Studien ist seit Anfang der neunziger Jahre in einem Anwesen aus der Gründerzeit an der Landfriedstraße im westlichen Teil der Heidelberger Altstadt untergebracht. Da nicht alle Nutzungsbereiche der Hochschule in dem denkmalgeschützten Sandsteingebäude Platz finden, soll es jetzt um einen Neubau ergänzt und die Nutzfläche rund 1.000 auf knapp 3.000 Quadratmeter erweitert werden.
Der Neubau setzt sich gestalterisch und konstruktiv von der umgebenden historischen Bebauung ab: Er ist als einfaches Stahlbetonskelett mit aussteifendem Kern und gläserner Vorhangfassade konzipiert. Natursteinverkleidungen in den Sockelbereichen nehmen Bezug auf die Sandsteinfassaden des Bestandes. Mit seiner gestaffelten zwei- bis dreigeschossigen Bauweise und einer abgesenkten Eingangsebene nimmt sich der Neubau gegenüber dem Bestand deutlich zurück. Das so entstehende Ensemble aus „Moderne“ und „Historie“ wollen die Architekten auch als „architektonische Umsetzung der Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ verstanden wissen, das die Jüdischen Hochschule sowohl als einen „Ort für Tradition und kulturelles Erbe“ als auch als „weltoffene, moderne Institution des 21. Jahrhunderts“ ausweist.
Im Neubau mit seinen offenen Raumfolgen sollen die publikumsintensiven Nutzungen untergebracht werden, der Altbau ist für die „ruhigen“ Bereiche der Hochschule vorgesehen; beide werden über eine Glasfuge miteinander verbunden und von der Landfriedstraße aus erschlossen.
Durch einen Querriegel, der ein historisches Gewölbe mit zwei Ebenen überbaut, wird ein Eingangsvorplatz aufgespannt. Forum und Innenhof sind vom ursprünglichen Gelände abgesenkt, die Fassade des Gewölbekellers wird dadurch sichtbar gemacht und die Eingangsebene natürlich belichtet.
Man betritt das Gebäude durch die zweigeschossige Eingangshalle mit Foyer und Empfang. Sie ist Dreh- und Angelpunkt der ganzen Fakultät, eine freigespannte Treppe führt in das Obergeschoss. Rechts gelangt man zur Cafeteria und dem Multifunktionssaal, die beide in dem Sandsteingewölbe untergebracht sind. Im Querriegel befinden sich Seminarräume und ein großer Hörsaal sowie Gästewohnungen und Büroflächen. Rund um das Foyer gruppieren sich das Zentralarchiv und die Bibliothek, das Herzstück des Gebäudes, das auch als Verbindungsglied zum Altbau fungiert. Hier sind die Verwaltungsbereiche, die Archive und die Büroräume der Professoren und Wissenschaftlichen Mitarbeiter untergebracht.
Das Innenraumkonzept sieht die Verwendung von wenigen Materialien und Farben vor: Sichtbetonwände, Fußböden aus dunkel eingefärbtem Zementestrich, helle Decken und Verwendung von Holz für die Möblierung. Die Fertigstellung des Vier-Millionen-Euro-Projekts ist für Herbst 2009 geplant