Die Ursache des erneuten Anwachsens der Zahl arbeitsloser Bauarbeiter sieht die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) primär in der „falschen Einstellung der Unternehmer“. Mit einer Arbeitslosenquote von 26,1 % (West: 23,4 %; Ost: 30,8 %) ist die Arbeitslosigkeit in der Baubranche mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft (12,6 %). Dieser Negativrekord reicht knapp an den bisherigen Höchststand von 400.000 arbeitslosen Bauarbeitern im letzten Winter heran. Ein weiterer Stellenabbau wird aufgrund flauer Inlandsnachfrage erwartet. Zwar werde nach Angaben des Hauptgeschäftsführers des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, die Talsohle in diesem Jahr durchschritten, doch dürfte das noch einmal bis zu 100.000 Arbeitsplätze kosten. Besonders betroffen sei die ostdeutsche Bauindustrie, wo mindestens 40.000 in Gefahr seien.
Hoffnung gebe ein verstärktes Engagement auf mittel- und osteuropäischen Märkten, die mittelfristig Milliardeninvestitionen versprechen. Mit Referenzprojekten wie dem Bau des Warschauer Flughafens und mautfinanzierten Autobahnen in Ungarn und Polen bieten sich der deutschen Bauindustrie interessante Marktchancen. Die EU hat den Beitrittskandidaten bereits für die Jahre 2002–06 75 Milliarden Mark in Aussicht gestellt. Deutsche Unternehmen halten 33 Beteiligungen an osteuropäischen Baufirmen, darunter 14 in Tschechien und 10 in Ungarn. Der Einstieg könnte sich auszahlen.