Wie die Stadt Wiesbaden am 29. März 2006 bekannt gab, wurde dort ein bislang unbekanntes Gebäude von Ludwig Mies van der Rohe entdeckt. Die Villa aus dem Jahr 1923 konnte durch einen Briefwechsel zwischen Mies und dem Innenarchitekten Gerhard Severain, der sich im Archiv des MoMA in New York befindet, klar identifiziert werden.
Dass Mies mitten in der Inflation eine Villa bauen konnte, lag an der Auftraggeberin Ada Ryder, die Devisen aus England nach Deutschland bringen konnte. Offenbar schenkte Mies diesem Bau durch die Arbeit an seinen Friedrichstraßen-Entwürfen in Berlin keine erhöhte Aufmerksamkeit. Der Bau verlief schleppend, da der Architekt die Pläne nur langsam lieferte – das ist der Grund für den umfassenden Briefwechsel.
Entgegen seinem heutigen Erscheinungsbild mit Walmdach schloss der Bau ursprünglich mit einem Flachdach ab. Bis auf die an den Ecken zusammen geschobenen Fenster, die Mies später ganz zusammenführen und öfter verwenden würde, stellt die Villa jedoch einen eher konventionellen und unspektakulären Bau dar, der die Mies-Forschung nicht auf den Kopf stellen wird.