Einer der wichtigsten italienischen Architekten des 20. Jahrhunderts ist tot: Ludovico Barbiano di Belgiojoso starb am 11. April 2004 im Alter von 94 Jahren in Mailand.

Nach seinem Architekturstudium in Mailand gründete Belgiojoso zusammen mit Gian Luigi Banfi, Enrico Peressutti und Ernesto Nathan Rogers (dem Vater von Richard Rogers) 1932 das Büro BBPR. Im Stile des Razionalismo errichteten BBPR für die faschistischen Machthaber in Pavia den Palazzo del Littorio (1934) und das Postamt der EUR in Rom (1939-42).
Internationale Bekanntheit erlangte das Büro mit dem Entwurf für eine Kinderferienanlage (Colonia Elioterapica) in Legnano (1937). Gegenüber der strengen und klaren Formensprache der Rationalisten entschieden sich die faschistischen Machthaber in den späten 30er Jahren für klassizistische Monumentalität; die fortschrittlichen Tendenzen des Razionalismo wurden zurückgedrängt.

In den Nachkriegsjahren entwarf das Büro BBPR experimentelle Wohnprojekte – Hybride zwischen Fertigteilhäusern und Campingwagen -, die fast zu frisch und unbeschwert für diese Jahre erschienen und keine Aussicht auf Realisierung hatten.

Als in den 50er Jahren der Faden des Razionalismo in Italien wieder aufgenommen wurde, irritierten BBPR die Fachwelt mit dem Bau des Hochhauses Torre Velasca in Mailand (1956-58), das sich an den historischen Vorbildern von Rathaus- und Geschlechtertürmen orientiert. Auch im Entwurf für das Castello Sforzesco in Mailand (1956-63) stand die Auseinandersetzung mit traditionellen Bauformen im Vordergrund. Die Architekten vertraten damit eine Architekturauffassung, die historische Bautypen in moderner Formensprache variierte.

Nach dem Tod von Gian Luigi Banfi (1945), Ernesto Nathan Rogers (1969) und Enrico Peressutti (1976) wurde BBPR unter Belgiojoso als großes Büro weitergeführt.

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