Die im Jahre 1937 erbaute Autobahntankstelle an der Ausfahrt Fürstenwalde-West an der Autobahn Berlin-Frankfurt/Oder ist im Jahr 2005 saniert worden. Dies meldet die „Welt“ in ihrer Ausgabe vom 18. Oktober 2005. Damit sind jahrelange Befürchtungen vor einem möglichen Abriss dieses in Deutschland einzigartigen Verkehrsbauwerks vom Tisch.
Die von dem Architekten Friedrich Tamms errichtete Tankstelle mit ihrem V-förmig auskragenden Flugdach ist zwar keineswegs „die letzte noch erhaltene Tankstelle aus der Entstehungszeit der Autobahnen“, wie die „Welt“ fälschlich schreibt, sie ist aber die letzte ihrer Bauart in Deutschland. Im Gegensatz zu den meisten Tankstellen, die unter dem Nazi-Regime in heimattümelnden Formen mit wuchtigen Steildächern errichtet wurden (Beispiele: Michendorf am Berliner Ring oder Rhynern an der Autobahn Oberhausen-Hannover), ist diese pavillonartige Tankstelle, die als Prototyp entwickelt wurde, der Formensprache der Moderne verpflichtet und nimmt Motive der Nierentisch-Architektur der fünfziger Jahre vorweg. Eine vergleichbare Tankstelle an der Ausfahrt Braunschweig-Nord der Autobahn Hannover-Berlin ist um 1980 abgerissen worden; bei Stettin und bei Breslau in Polen soll noch jeweils ein Exemplar des „Typs Fürstenwalde“ existieren.
Die Tankstelle Fürstenwalde-West war bis nach der „Wende“ in der DDR als Autobahntankstelle genutzt, schließlich 1995 stillgelegt worden. Seitdem lag sie unzugänglich hinter Leitplanken zwischen der Autobahn-Fahrbahn und der Abfahrt. Dies bleibt auch nach der Sanierung so: Die Tankstelle ist auf legalem Wege nicht erreichbar, „sie steht halt nur“, wie die PR-Frau des Landesbetriebs für Straßenwesen sagt. Eine Nutzungsidee für das unzugängliche Denkmal gibt es nicht.
Benedikt Hotze