Megastruktur war in den 1960er-Jahren das Zauberwort für Architekten und Städteplaner, ein Ausweg aus der anhaltenden Krise der Architektur. Die Idee war eine Trennung von tragendem Raumgitterwerk, das sich auf Stützen hoch über der bestehenden Stadt spannen sollte, und mobilen, flexiblen Einheiten, die jeder Bewohner nach eigenen Vorstellungen in diesen Rahmen einhängen konnte. Hier verband sich Stadt mit Hightech, Pop und partizipatorischen Ideen. Doch während die ersten zaghaften Umsetzungen der Idee noch im Bau waren, hatte sich die Avantgarde bereits von der Megastruktur verabschiedet. Sie hatte ihre Sprengkraft eingebüßt, und ihr Gigantismus geriet zunehmend in die Kritik.
Heute rücken die megastrukturellen Planungen wieder ins Interesse einer jungen Generation von Planern, Architekten und auch Künstlern. Die Berliner Ausstellung „Megastructure reloaded“, organisiert vom European Art Project, bietet erstmals eine Schau der wichtigsten Projekte und Protagonisten der Zeit mit Zeichnungen, Collagen und Modellen von Archigram, Archizoom, Alan Boutwell, Yona Friedman, Günther Domenig & Eilfried Huth, Constant, Eckhard Schulze-Fielitz und Superstudio.
Daneben sind themenspezifische Installationen verschiedener Künstler zu sehen, die eingeladen wurden, sich mit dem Thema Megastruktur auseinanderzusetzen. Außerdem wird mit „Conical Intersect“ eine bereits „klassische“ Arbeit aus dem Jahr 1975 von Gordon Matta-Clark an einer Altbaufassade vor dem Hintergrund des im Bau befindlichen Centre Pompidou in Paris gezeigt. Eines der raren Beispiele realisierter Megastruktur.
Eröffnung: 19. September 2008, 19 uhr
Ausstellung: 20. Septmber 2008 bis 02. November 2008, Di-So, 12-19 uhr
Ort: Ehemalige Staatliche Münze, Molkenmarkt 2, 10179 Berlin