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04.07.2008
Satire übers eigene Werk
Ausstellung in Berlin
Eigentlich gilt sie ja als löbliche Eigenschaft, die Fähigkeit zum kritischen Beleuchten des eigenen Schaffens. Im Falle von Hans Stephan weiß man jedoch nicht so recht, ob man sein „Doppelleben“ als Karikaturist und Stadtplaner als enger Mitarbeiter von Albert Speer im Dritten Reich noch positiv empfinden soll.
Wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde scheint Stephan (1902-1973): Tagsüber arbeitete er mit Speer in der Generalbauinspektion am Generalbebauungsplan, er war dabei zuständig für wesentliche Planungsbereiche der Neugestaltung Berlins: für die Ost-West-Achse, für Wohnungsbau, für Industrie- und Verkehrsplanungen. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass er als Planer von der Größe der Aufgabe und der Chance ihrer Verwirklichung weniger fasziniert gewesen wäre als Albert Speer selbst. Und dennoch gibt es einen stattlichen Fundus von kritischen Karikaturen: Wo vertriebene Bewohner sich hinter Häuserblocks verschanzen, während mächtige Kanonen die „Große Achse“ freischießen; wo Fußgänger sich im Gewirr einer fünfzigspurigen Straße verirren oder sich ein mit seinem Häuschen zwischen Monumentalbauten eingezwängtes Rentnerpaar angstvoll fragt, wann seine Räumung folgt. Waren die Zeichnungen ein Kanal für die eigenen Zweifel und Unzufriedenheiten? Oder spottet er eher über die Opfer der Planungen?
Das Architekturmuseum der TU Berlin zeigt in der Ausstellung „Fröhliche Neugestaltung“ erstmals die ganze Folge der Stephanschen Satiren und stellt sie in den Kontext der Neugestaltungshybris. Die Ausstellung begleitet das gleichzeitig erscheinende Buch des Kieler Kunsthistorikers Lars Olof Larsson (mit Sabine Larsson und Ingolf Lamprecht), der sich bereits in zahlreichen Beiträgen mit der Architektur des Dritten Reiches beschäftigt hat: „Fröhliche Neugestaltung oder die Gigantoplanie von Berlin 1937-1943“, Verlag Ludwig, Kiel 2008.
Ausstellung: „Fröhliche Neugestaltung. Albert Speers Generalbebauungsplan im Spiegel satirischer Zeichnungen seines Mitarbeiters Hans Stephan“
14. Juli bis 19. Oktober 2008, Mo-Do 12-16 Uhr oder nach Vereinbarung
Ort: Galerie des Architekturmuseums der TU Berlin, Straße des 17. Juni 150, 10623 Berlin
Zum Thema:
Architekturmuseum der TU Berlin
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