Rund 10.000 Bauarbeiter besetzten in Berlin am Montag, 10. März 1997, den Potsdamer Platz, die größte innerstädtische Baustelle Europas. Nicht nur die Arbeiten kamen für Stunden zum Erliegen, sondern an manchen Stellen in den Innenstadtbezirken auch der Verkehr. Die Aktion stellte den Auftakt für eine „Mahnwoche“ dar, mit der gegen die katastrophale Entwicklung im Bauhauptgewerbe protestiert werden soll. Die Baustelle des Reichstags soll als nächstes lahmgelegt werden. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG-BAU) wirft der Bundesregierung die Mitverantwortung für 400.000 arbeitslose Bauarbeiter vor. 220.000 sind derzeit arbeitslos, weil das staatlich finanzierte Schlechtwettergeld gestrichen wurde. Auf Berliner Baustellen arbeiten zur Zeit neben 40.000 einheimischen Arbeitern rund 30.000 Kräfte aus der EU, 8.000 Kontingentarbeiter aus Osteuropa und nach Schätzungen 25.000 illegal Beschäftigte. Die Gewerkschaft fordert deshalb erneut die Einhaltung der gesetzlichen Mindestlöhne. In Bonn teilte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) mit, daß in diesem Jahr schätzungsweise 7.000 mittelständische Unternehmen Konkurs gehen werden. Dabei würden weitere 60.000 bis 80.000 Bauarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren.