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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Abriss_von_Bahn-Halle_in_Hannover_geplant_mit_Kommentar__16543.html

14.04.2004

Zwischen Conti und Nordstadt

Abriss von Bahn-Halle in Hannover geplant (mit Kommentar)


Wenig Hoffnung gibt es in Hannover für den Erhalt der gewaltigen Halle des ehemaligen Haupt-Güterbahnhofs am Weidendamm nordwestlich des Hauptbahnhofs. Das zwischen den Continental-Reifenwerken und der Nordstadt gelegene, 38.000 Quadratmeter große Gebäude stammt aus den Jahren 1950-58 und wird seit 1997 nicht mehr genutzt. Lediglich eine Kunstaktion anlässlich der Expo (siehe BauNetz-Meldung vom 30. 3. 2000) und vereinzelte Partys brachten Leben in die markante Stahlskelett-Halle mit Ziegelausfachungen. Zuletzt fand in der Nacht zum 12. April ein „Oster-Mega-Rave“ statt.

Die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) meldet am 13. April 2004, dass sich Ratspolitiker aller Parteien für einen Abriss der Halle ausgesprochen haben. Zuvor waren Versuche, dort einen Baumarkt einzurichten, am Widerstand der Stadt gescheitert. Sie favorisiert Kultur- und Freizeitnutzungen und ist grundsätzlich für die Erhaltung: „Wir halten die Halle für das Besondere an diesem Gelände“, zitiert die HAZ einen Stadtplaner. Politiker fordern dagegen eine Abkehr von dieser Haltung. Die FDP hält die Halle für ein „Korsett für jeden Investor“ und fordert: „Man sollte sie plattmachen und dann neu nachdenken.“ Das Gebäude gehört der Bahn-Tochterfirma Aurelis.

Kommentar der BauNetz-Redaktion:

Jeder, der schon einmal mit dem Zug durch Hannover gefahren ist, kennt die sympathische, riesige 50er-Jahre-Halle. Feinster Industriebau, ein Wahrzeichen der Stadt. Was überregional unter Architekten, Denkmalpflegern und Künstlern als Juwel gilt, ist den Politikern quer durch alle Parteien ein Dorn im Auge. Die banausenhafte Haltung gipfelt in den ebenso vorhersagbaren wie dummen Äußerungen eines FDP-Fürsten, der ernsthaft „erst plattmachen und dann nachdenken“ fordert. Genau so herum ticken sie, die Plattmacher. Das Denken überlassen sie einer späteren Ära.

Niemand braucht die Flächen, auf denen die Halle steht. Wohnungen stehen nicht nur im Osten, sondern längst auch in Hannover massenweise leer. Über Büro-Neubau denkt angesichts des Leerstands zum Glück im Moment auch niemand nach. Die Empfehlung kann also nur lauten: Lasst die Halle stehen, so wie sie ist, und sucht nach einer Lösung für eine Nachnutzung. Und wenn ihr keine findet? Dann bleibt erstmal alles beim Alten. Das wäre immerhin die Verlagerung des Denkens auf die Zukunft, ohne sich diese durch planloses „Plattmachen“ vorab zu verbauen.

Benedikt Hotze


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