Der gemeinsame Ausschuß Berlin/Bonn hat im Mai 1996 beschlossen, den asbestbelasteten Palast der Republik in Berlin abzureißen, um an seiner Stelle ein Gebäude in Form des alten Stadtschlosses zu errichten. Vor dem Abriß muß aber eine Asbestsanierung durchgeführt werden. Der Haushaltsausschuß hat die dafür nötigen Gelder noch nicht freigegeben, da noch kein städtebauliches Konzept für die Neugestaltung des Schloßplatzes vorliegt. Das Bundesbauministerium beauftragte vor einigen Monaten das Ingenieurbüro Tepasse, Gutachter bei der Asbestsanierung des ICC, mit einer Untersuchung, die nach Meldungen des „Tagesspiegels“ seit einiger Zeit vorliegt, aber unter Verschluß gehalten wird und zu einem Ergebnis kommt, mit dem die Bundesregierung alles andere als zufrieden sein kann: Die Asbestsanierung und sofortige Nutzung des Gebäudes soll 102 Millionen Mark kosten, der Abriß kostet mit 150 Millionen Mark rund 50 Millionen mehr. Im Bundesbauministerium hieß es auf Anfrage des Tagesspiegels, man würde sich dazu nicht äußern, da das Thema erst nach Passieren des Haushaltsausschusses in der Öffentlichkeit diskutiert werden könne. Der SPD-Bauexperte Peter Conradi vermutet, daß „der von der Regierung gewünschte Totalabriß“ nicht die wirtschaftlichste Lösung sei. Nachdem der Artikel im Tagesspiegel erschienen war, dementierte der Bundesbauminister Klaus Töpfer die Meldung. Laut Töpfer handelt es sich nicht um ein Gutachten, sondern um eine sogenannte „Kostenvoranmeldung Bau“, in der die Asbestbeseitigung unter baufachlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten geprüft wird. Töpfer sagte weiter, daß die Kosten für die Asbestsanierung im Fall des Abrisses gleich hoch seien, wie bei Erhalt des Palastes. Die Kostendifferenz erkläre sich durch die besonders teure Entfernung der Bodenwanne.