Es ist eines der ältesten Theater Russlands, seine Ballettkompanie eine der berühmtesten des Landes: das Staatliche Opern- und Ballett-Theater P. I. Tschaikowski in Perm. Im November 1870 gab es seine erste Aufführung, 1969 wurde es zur Akademie erhoben. Zahlreiche in ganz Russland bekannte Tänzer*innen wurden seitdem hier ausgebildet. Spielstätte der 300 Köpfe zählenden Ballett-Truppe ist ein 1879 eingeweihter, klassizistischer Bau. Noch. Denn die Stadt plant einen Neubau, entworfen vom New Yorker Büro wHY architecture.
Eine Kehrtwende um 180 Grad, sollte doch eigentlich das bestehende Opernhaus umgebaut und erweitert werden. Den ausgelobten Wettbewerb dazu gewannen 2010 David Chipperfield Architects. Nun also der Neubau, offenbar verbunden mit größeren Ambitionen, da am geplanten Standort am Ufer des Flusses Kama ein ganzes Areal den Künsten gewidmet und auf diese Weise revitalisiert werden soll. So sieht der Entwurf von wHY auch die Umgestaltung des nahen Parkgeländes vor, in dem die Oper künftig auf einer Anhöhe im Zentrum Perms stehen soll.
Perm, das Städtepartnerschaften unter anderem mit Oxford, Qingdao und Duisburg pflegt, liegt gut fünf Zugstunden von Jekaterinburg entfernt. Und mit über 900.000 Einwohner*innen ist die Stadt, die eine Zeit lang Molotow hieß, die östlichste Millionenstadt Europas. Sie gilt nach Moskau und St. Petersburg als wichtigste Ballettstätte Russlands, und entsprechend groß ist der Entwurf des Neubaus angelegt.
Das Gebäude selbst soll die Bewegung von Tanz und Musik aufnehmen, so Architekt Andrija Stojic. Grundriss, Wände, Einbauten – alles kommt kurvig daher. Auch die Eingangshalle wird hier zu einem organisch geschwungenen Raum, dessen fließende Rampen und Treppen die Theaterbesucher*innen ins Innere leiten. Materialien und Farben dagegen referieren auf das Erbe des Kupferabbaus in der Region.
Das Thema Tanz und fließende Bewegung zieht sich im Entwurf von wHY, die auch für den Ross Pavillon in Edinburgh und das Grand Rapids Art Museum in Michigan verantwortlich waren, bis in den Außenraum. Dort sollen mäandernde Wege und Landschaften eine Kontinuität von gebauter und natürlicher Umgebung vermitteln. Teil des landschaftsplanerischen Entwurfes ist neben einem Wasserlauf auch ein neu angelegter See – während im Hintergrund die städtischen Plattenbauten durchblitzen. (kat)
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ixamotto | 06.03.2020 11:28 Uhr@Rudi
Der Rechner rechnet noch...