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07.12.2000
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Überraschende Wende im Münchner Stadionstreit
Der Pressesprecher der Stadt München, Florian Sattler, bestätigte am 7. Dezember 2000 gegenüber dem BauNetz, dass sich das Stuttgarter Büro Behnisch und Partner bis auf weiteres aus den Umbauplanungen für das Münchner Olympiastadion zurück ziehen werde. Diese überraschende Wende in der umstrittenen Stadionfrage hatte ein Expertenhearing zum Umbau des Stadions erbracht, das am 6. Dezember 2000 in München stattfand. Diese neueste Entwicklung habe zu Ratlosigkeit bei den verantwortlichen Politikern geführt, erklärte der Pressesprecher weiter. Oberbürgermeister Christian Ude sehe in den neuen Entwicklungen einen schweren Rückschlag, der die Verhandlungen auf einen Stand von vor einigen Jahren zurückwerfe. Das Hearing war auch zu dem Zweck angesetzt worden, die noch immer ungeklärte Finanzierung zu erörtern. Die beiden Münchner Fußballvereine Bayern München und 1860 München, die sich mit insgesamt 100 Millionen Mark an den Umbaukosten beteiligen sollten, waren aufgefordert, ihre Finanzierungspläne darzulegen. Dieser Punkt ist umso brisanter vor dem Hintergrund, dass der Verein 1860 München derzeit vom Abstieg bedroht ist und sich in einer ungewissen finanziellen Situation befindet.
Manfred Sabatke, Partner im Büro Behnisch, hatte im Verlauf des Hearings erstmals öffentlich massive Bedenken gegen den Umbau des Stadions angemeldet. Man könne den Kritiken am sogenannten Konsensmodell nicht in allen Punkten widersprechen, zitierte die Süddeutsche Zeitung den Architekten in einem Beitrag vom 7. Dezember 2000. Aus dem Olympiastadion ließe sich nicht ohne weiteres ein neues ideales Fußballstadion machen, so werde es zum Beispiel Probleme mit den Sichtbeziehungen im umgebauten Stadion geben. Am Ende würde dann nur ein schlechter Kompromiss herauskommen. Das Büro Behnisch werde sich zumindest bis Entscheid des Bürgerbegehrens im nächsten Frühjahr aus den Umbauplanungen zurückziehen, so hieß es in der SZ weiter.
Florian Sattler zufolge ist nun erstmals auch wieder ein FIFA-Entwurf auf dem Tisch und Gegenstand der Verhandlungen, der einen gemäßigten Umbau des Stadions vorsehe. Diese Umbaulösung sei mit Kosten von rund 170 Millionen Mark verbunden und sehe eine maßvolle Modernisierung vor. Der Oberbürgermeister habe bereits mit Ministerpräsident Stoiber und dem Vereinspräsidenten von Bayern München, Franz Beckenbauer, telefoniert. Man sei sich einig, dass möglichst bald ein neues Hearing mit allen Beteiligten angesetzt werden müsse. Allerdings sei damit nicht mehr vor Weihnachten zu rechnen.
Gegen das so genannte „Konsensmodell“ das einen Umbau des Stadions vorsieht, hatten sich neben zahllosen Bürgern auch die Bundesarchitektenkammer, das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz und die Bayerischen Architektenkammer gewandt. Erst vor zwei Tagen hatte die Initiative „Bürgerbegehren Olympiastadion“ ihre Unterschriftensammlung an das Kreisverwaltungsamt der Stadt übergeben (siehe BauNetz-Meldung vom 5. 12. 2000.).
Weitere BauNetz-Meldungen zum Thema finden Sie in der News-Datenbank unter dem Suchbegriff „Münchner Olympiastadion“.
Ausführliche Informationen, Abbildungen und hilfreiche Zusammenstellungen von Texten zur Planungsgeschichte finden Sie außerdem in den Webauftritten der Stadt München unter http://www.muenchen.de/olympiastadion und der Süddeutschen Zeitung unter http://www.sueddeutsche.de/stadion/.
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