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09.03.2020

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Superstruktur in Amersfoort

Überbauung eines Lagerhauses von Space Encounters


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Im niederländischen Städtchen Bentfeld schoben sie vor einiger Zeit einem Wohnhaus einen neuen Riegel unter, in Amersfoort setzten sie jetzt einem Lagerhaus einen Riegel auf: Space Encounters (Amsterdam) sehen ihren Büronamen offenbar als Auftrag. Sie betreiben nicht nur gern ein ungewöhnliches Aufeinandertreffen von Neu- und Altbau, sondern auch die Kopplung unterschiedlicher urbaner Räume, etwa mit einem Wohnhochhaus direkt in einem Amsterdamer Bürodistrikt oder eben diesem Büroneubau. Das Projekt liegt im Amerfoorter Transformationsgebiet De Nieuwe Stad, das nach einem Masterplan von Zones Urbaines Sensibles (Rotterdam) von einem Gewerbegebiet zu einem neuen öffentlichen Raum mit nachhaltiger Nutzung entwickelt werden soll. 

Space Encounters fanden mit dem Lagerhaus einen anonymen Funktionsbau mit Stahlbetonstruktur und Ziegelfassade vor. Über diesen spannten sie den zweigeschossigen Neubau – und das wohlgemerkt bei laufendem Betrieb des Online-Supermarktes und des Musikclubs unten im Altbau! Dies bewerkstelligten die Architekt*innen unter anderem, indem sie Bestand und Aufstockung konstruktiv voneinander trennten. Der neue Bürobau liegt mit seiner Stahlstruktur wie eine Brücke über der Lagerhalle. Eine markant in den Vorplatz ragende, drei Meter breite Treppe schafft den Zugang zum Neubau, der sich mit einer Loggia mit rosa Brüstungsgitter zum (noch zu entstehenden) Stadtraum des Transformationsgebiets öffnet.

Sieben Träger planten die Architekt*innen entlang der Längsseite ihres Neubaus und griffen dabei die Rhythmik der Altbaufassade auf. Im Bestand ersetzten sie bestehende Betonmodule gezielt durch knallrot gerahmte Fenster. Der Rotton taucht im Inneren des Neubaus wieder auf: Im westlichen Drittel des Baukörpers, wo Space Encounters die Stahlstruktur noch offen ließen und noch keine der vorfabrizierten Decken und Wände einzogen. Hier kann der zukünftige Mieter selbst entscheiden und bauen. Im Großteil des Gebäudes sind bereits Büros eingerichtet, die sich um einen begrünten Innenhof gruppieren. 

Die Fassadenverkleidung von Het Platform ist ungewöhnlich: Für den Innenhof – eine Art aufgestockter Garten – wählten die Architekt*innen Fraké-Holz aus Westafrika. Fast schon unzeitgemäß wirkt die komplette Verkleidung der äußeren Hülle mit weißen Kacheln. Damit wollen Space Encounters laut eigener Aussage ein typisches Lagerhaus-Interieur nach außen kehren. Sie machen freilich auch allen Fans von Superstudio eine Freude, denn das Kachel-All-Over des frech aufgestockten Riegels erinnert an die Superstrukturen der Florentiner Avantgardegruppe aus den 1960er-Jahren. Allerdings bleibt es bei der äußeren Ähnlichkeit, denn Superstudio wollten mit ihren strengen Rastern auf ein futuristisches Netzwerk hinweisen. Soweit geht es bei diesem Bürobau dann doch nicht – gut sieht er trotzdem aus! (sj)


Fotos: Peter Tijhuis, Lorenzo Zandri


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

Nicole | 10.03.2020 14:28 Uhr

Wer hat es geplant?

Wenn ich den Text richtig verstehe, dann wurde dieser Aufwand betrieben, um die durchgängige Nutzung des Bestandes während der Bauzeit zu ermöglichen.

Das dafür erforderliche Tragwerk ist offensichtlich nicht banal. Mich würde es schon sehr interessieren wer das geplant hat.

1

a_C | 09.03.2020 17:18 Uhr

Schick, aber macht das Sinn?

Aus gestalterischer Sicht macht das Projekt in meinen Augen einen super Eindruck, aber macht es denn auch aus kaufmännischer und gebäudephysikalischer Sicht Sinn?

Lohnt sich der konstruktive Aufwand für gerade mal zwei Stockwerke? Oder würde man das nur aus größeren Zwangslagen so machen, bspw. wenn kein anderer Bauraum zur Verfügung steht oder die Nutzungen von Bestand und Neubau in unmittelbarem Zusammenhang stehen?

Und ist die offene Unterseite nicht eine so große Fläche für Wärmeverluste, dass man das Projekt aus gebäudephysikalischer Sicht für Quatsch halten muss? Klar kann man es dämmen, aber käme das mit vertretbarem Aufwand jemals an ein normales Fundament im Erdreich heran?

Wäre froh, wenn sich beide Punkte tatsächlich so beantworten ließen, dass sie für dieses Projekt sprächen, aber ich habe da meine Zweifel...

 
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