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14.03.2013

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Alles im Griff mit Classic Solutions

Über das Werkstattgespräch zum Berliner Schloss


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Kosten! Galoppierende Kosten! Man kann sich gut vorstellen, wie den Stiftungsvorsitzenden Manfred Rettig angesichts der Hiobsbotschaften vergleichbarer Projekte nachts die Alpträume überkommen. Während die Öffentlichkeit langsam lernt, dass bezüglich der Finanzen die Scheibchentaktik längst Teil der Baukultur ist, da muss Rettig klar geworden sein, es könnte noch mal eng werden fürs Berliner Schloss. Und wahrscheinlich hatte er darum, Flucht nach vorne, am Dienstag in die Musik-Hochschule am Schlossplatz zum „Werkstattgespräch Planung, Kosten und Termine“ geladen. Das Interesse war so groß, dass die Diskussion in den Nachbarsaal übertragen werden musste.

Und während man selbst schon ganz nervös war angesichts der nun sicherlich drohenden Gegenstudien, da merkte man bei den Verantwortlichen auf dem Podium: nichts. Keinerlei Nervosität und keine sorgenvollen Mienen. Einfach nur eine straffe Gelassenheit, mit der Rettig, Architekt Stella, Gesamtprojektleiter Krug und Hochtief-Vertreter Behn sehr an den Modell-Adler erinnerten, der eigens aus der Spandauer Schlossbauhütte eingeflogen worden war. Klar, wie die Ansage bei der Team-Schloss-Besprechung gelautet haben muss: heute maximale Seriosität.

Der Abend begann mit dem aktuellen Planungsstand: Alles unter Kontrolle. So ist der tückische Berliner Baugrund in drei harmlose Abschnitte unterteilt worden, die gerade erst entdeckte Kohle wurde bereits sauber kartiert, und die Baustellenzufahrt steht. Auch der Durchgang vom Dom zum Nikolaiviertel wurde nicht vergessen, hier soll entlang des Bauzauns eine Mini-East-Side-Gallery entstehen – wahrscheinlich, um sich endlich die Zustimmung der Berliner Protest-Szene zu sichern.

Auch im Terminplan läuft es glatt. Keller Ende 2013, Rohbau Ende 2014, Mitte 2015 dann Richtfest, Fertigstellung 2017 – und 2019 die große Eröffnung. Als eine 3D-Darstellung des Rohbaus auf der Leinwand erscheint, geht ein Raunen durch den Saal. Endlich etwas Handfestes, nach all den schönen Renderings. Und tatsächlich, irgendwie sieht das Schloss in Sichtbeton ziemlich gut aus.

Sehr wichtig waren Rettig aber auch die Bemühungen darum, dass alles so entspannt bleibt. Und das eher etwas ältere Publikum dürfte überzeugt worden sein. Ja, die Unternehmung ist ISO-zertifiziert, es gibt eine „integrierte Projektkommunikation“, und die Kostenkontrolle ist „internetbasiert“, auch wenn die Öffentlichkeit kein Passwort erhält. Dafür werde es mit dieser Technik möglich, die Kosten ständig auszugleichen. Falls das Schloss also unten teurer wird, kann man oben einfach etwas einsparen. Beruhigend angesichts des aktuellen Kostenrahmens von 590 Millionen Euro, der allerdings, wie mehrfach betont wurde, nur 2011er-Preisen entspricht.

In der folgenden, von Welt-Redakteur Rainer Haubrich handzahm moderierten Diskussion ging es dann vor allem um die Gründe für diese planerische Präzision. Und Franco Stella vergnügte das Publikum mit der Aussage, dass zumindest er nicht um das Gegenteil bemüht sei – anders, als sonst in Italien oft üblich. Der neue Schlossheld aber, da waren sich alle einig, ist längst Manfred Rettig selbst. Während in den letzten Jahren die Kassandra-Rufe durch das Land hallten, nutzte er wohl pfiffig die Zeit, um das Schloss zur bestgeplanten Großbaustelle aller Zeiten zu machen. Und angesichts der Stimmung auf dem Podium: Es könnte stimmen.

So wünschten sich die Diskutanten am Ende noch, das Schloss möge zum leuchtenden Beispiel werden, das endlich den Ruf der deutschen Bauwirtschaft wieder herstelle. Und warum nicht? Wenn es schon mit der Moderne nicht klappt, dann vielleicht mit dem Barock, als gut erprobte Technologie quasi. Hätte man nicht lieber auch Flughafen, Elbphilharmonie und Tiefbahnhof bei der Schlossbauhütte im Spandauer Gewerbegebiet bestellt? Die im „driver's seat“ des Rohbaus sitzende Hochtief-Abteilung „Classic Solutions“ wäre dafür sicherlich auch bereit, sich sprachlich mehr an die eher bildungsbürgerliche Kundschaft anzupassen.

Stephan Becker
 


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

Verrat, es geht bergan! | 14.03.2013 16:46 Uhr

Irgendwie sieht das Schloss in Sichtbeton ziemlich gut aus

Zuviel CAD geguckt, dann findet man das schon prima, wenn es nach Betonklotz aussieht.
Zuviel Investoren gedient, dann ist man schon froh wenn der Raum umbaut ist, egal wie.
Zuviel Feuilleton und Fernsehen, dann interessiert man sich gar nicht mehr, für das was mal Architektur hiess.

Seid Ihr denn alle auf der Flucht?
Nur noch Bilder, statt ernsthafte Arbeit.
Nur noch Soziologie und Ökologie, oder aber Kunst
nur bitte keine Architektur.

Von hier aus kann es nur noch bergauf gehen!

1

Wessi | 14.03.2013 15:40 Uhr

Berlin Berlin

Hola, alle Meldungen des heutigen Tages sind aus Berlin! Und noch dazu ein Drittel der Job-Anzeigen! Es geht wieder aufwärts. Muss an Mehdorn liegen.

 
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„Irgendwie sieht das Schloss in Sichtbeton ziemlich gut aus.“ Bautenstand Ende 2014

„Irgendwie sieht das Schloss in Sichtbeton ziemlich gut aus.“ Bautenstand Ende 2014

„Falls das Schloss also unten teurer wird, kann man oben einfach etwas einsparen.“ Werkstattgespräch am 12. 3. 2013

„Falls das Schloss also unten teurer wird, kann man oben einfach etwas einsparen.“ Werkstattgespräch am 12. 3. 2013


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