Zuschauer sollten von hier aus das Spektakel auf dem Rollfeld beobachten. Das Dach des Flughafengebäudes in Berlin-Tempelhof (1936–41) plante Architekt Ernst Sagebiel mit einer Besuchergalerie und einer Terrasse. Sagebiel hatte bei diesem Bau die Massen im Blick. Mit einer Publikumstribüne auf dem Dach überzeugte er sie, mit den Dimensionen seines Baus erfasste er sie. Sein Flughafen ist ein Koloss: Die Abfertigungshalle ist 100, die Flugsteighalle 400 Meter lang und geschwungene Hangars setzen die gebogene Form der Flugsteige an beiden Seiten zu einem 1.200 Meter langen Riegel zusammen. Der Flughafen, ein wichtiges Bauwerk der nationalsozialistischen Staatsarchitektur, ist riesenhaft und ebenso ist es ihr 60.000 Quadratmeter Fläche umfassendes Dach.
Dieses Dach der Superlative aus Stahlbeton und Bördelblech wird seit 2012 saniert, jetzt werden noch die letzten Hangars 1, 2 und 3 fertiggestellt. Das Land Berlin ist Bauherr, Architekt ist das pbr Planungsbüro Rohling aus Osnabrück. Das viel debattierte Gebäude, das seit 2008 als Flughafen geschlossen ist und seitdem für unterschiedlichste Großevents genutzt wird, steht unter Denkmalschutz. Die Sanierung der enormen Dachflächen ist komplex: Teile aus Beton sind stufenförmig, Fensterbänder sind in das Dach integriert, die thermische Belastung ist durch die funktionsfremde Nutzung des Flughafengebäudes besonders hoch.
Das pbr Planungsbüro Rohling wird das Hauptdach wärmedämmen, die Bewehrung von Deckenteilen betonsanieren und Fenster und Oberflächen des Dachs bauteilidentisch ersetzen. Geplant ist auch eine Photovoltaikanlage. Die bereits begonnenen Sanierungsarbeiten plant pbr 2017 abzuschließen. Sagebiels Besuchergalerie soll dann wieder zugänglich sein. Von diesem sogenannten Historiengang aus wird man in Zukunft wohl wieder auf das Tempelhofer Feld schauen können. Auf Flugzeuge wird man dann nicht mehr blicken können – stattdessen auf eine Menge Freizeit liebender Berliner. (sj)
Fotos: Natalie Toczek
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Wieso jetzt? | 24.08.2015 15:33 UhrLäuft schon lange
Die Dachsanierung läuft seit mindestens zwei Jahren, stand in den Tageszeitungen. Warum die Meldung jetzt?
Was die Dachbegrünung betrifft: Erstens würde der größere, untere Teil des Daches statisch kein nennenswertes Grün tragen, zweitens verzögert die Dachbegrünung in erster Linie den Wasserabfluss, vermindert ihn jedoch, besonders bei einem schrägen Dach nicht so sehr. Abgesehen davon war das Wasserrückhaltebecken sehr durchdacht. Mindesten in dieser Beziehung war die Bevölkerung so unklug wie Völcker.
Weiterhin lässt sich mit Photovoltaik wesentlich mehr Geld verdienen auf längere Sicht.
Eine nette Dachterrasse geht mit beidem, sie befindet sich zudem in der Planung, stand auch in der Tagespresse.