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06.08.2015

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Alter Backstein, neuer Backstein

pbr erweitern Wasseramt in Kiel


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„Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ wünschen sich die Seeleute an der norddeutschen Ostseeküste. Beim Wasser- und Schifffahrtsamt auf der Schleuseninsel Kiel-Holtenau hingegen geht es nicht um gute Wünsche für die Seereise, sondern um ihre handfeste bürokratische Abwicklung. Seit 1895 befindet sich der wilhelminische, mit Formsteinen verzierte Ziegelsteinbau auf der Insel. Doch für eine moderne Verwaltung ist seine denkmalgeschützte Architektur nicht mehr ausreichend. Das pbr Planungsbüro Rohling aus Hamburg hat das historische Gebäude jetzt saniert und erweitert; die Außenräume wurden von dem Hamburger Büro Landschaftsarchitektur+ Felix Holzapfel-Herziger gestaltet.

Ein wesentliches Merkmal ihres Projekts ist ein eigenständiger, aber nicht dominierender Neubau. Das neue Volumen ist ein skulpturaler Körper mit einer kubischen Grundform. Die Außenwände an Ost- und Westfassade neigen sich vor, die Traufen wiederum knicken nach innen.

Für den Annex übernahmen pbr die Materialität des Altbaus. Das Büro wählte Backstein im gleichen Farbton. Während aber die Struktur des alten Ziegelsteinmauerwerks ein reiner Kopfverband mit dünnen Fugen ist, zeigt sich die des neuen als unregelmäßige Kopf-und Läuferverbindung mit dünnen Formaten.

Es war Auflage des Bauherrn, den Altbau möglichst zum ursprünglichen Zustand zurückzuführen. Um die originalen Raumzuschnitte wiederherzustellen, hat pbr das Dachgeschoss vollständig herausgenommen. Besonders wichtig war die Rekonstruktion des historischen Sitzungssaals. Hierfür bauten pbr die in den 50er Jahren nachträglich eingebaute Zwischenebene zurück. Den Holzfußboden und die Tür erneuerte das Büro aus Hamburg in Abstimmung mit dem Denkmalamt, wie auch andere Bestandteile der Innenausstattung.

Über einen transparenten Zwischenbau verbinden die Architekten Alt- und Neubau. Das lichte Atrium dient als Haupteingang und sichert die barrierefreie Erschließung beider Gebäudeteile. Durch einen Kunst-am-Bau-Wettbewerb sind Verschattungselemente für die gläserne Front entstanden, die an Pegelstände des Wasser erinnern sollen, damit man auch sieht, ob „immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ ist. (sj)


Fotos: Ulrich Hoppe


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

9

stefan | 17.08.2015 15:26 Uhr

@ peter - alt+neu

und wie da kollege photoshop am werk war (siehe bild 10 und 11 - gleiche bildposition, einmal mit, einmal ohne verblechung) - dazu kann man wirklich wenig sagen, nur mit dem kopf schütteln.

8

peter | 07.08.2015 15:51 Uhr

alt+neu

lobend erwähnen kann man noch den teilweise attikablechlosen oberen abschluss in ziegel. das ist an öffentlichen bauten selten. oder war das etwa kollege photoshop?

ansonsten - der altbau ist 100mal besser gemacht und soviel angenehmer! da machen die details auch nach über 100 jahren noch freude. die bodenbeläge mussten nur leicht repariert werden, das klima im innern ist wegen der dicken mauern wahrscheinlich auch konstant...

gerade bei so einem nebeneinander sieht man wieder sehr schön den irrsinn des heutigen bauens, das alles will (nachhaltigkeit, qualität, kostern- und termintreue, normeneinhaltung usw.), aber am ende neben einem standard-gründerzeitbau kümmerlich wirkt, sprich - kläglich abstinkt.

aber macht ja nichts! das miteinander ist sicher eher temporärer natur. der neubau wird so in 30-40 jahren abgerissen, der altbau erhält dann einfach einen neuen parkettschliff und an den wänden frische farbe, und läuft und läuft und läuft...

7

Designer | 07.08.2015 12:07 Uhr

unter der Wasserlinie

Mein Gott Leute! Jetzt dreht mal nicht durch, so schlecht ist der Bau dann nun auch nicht. "Schlimmer" ist es in Deutschland an ganz vielen Stellen und von A-Z mis(s)lungen ist da gleich mal gar nichts.

Klar wünsche auch ich mir mehr Mut und Modernität, die sehr harsche Kritik hier kann ich aber nicht nachvollziehen!

6

Vogelfreund | 07.08.2015 09:29 Uhr

Farbstreifen gegen Kollisionen

Dieses ist eines der ganz wenigen Projekte, bei denen auf kreative Weise etwas zur Vermeidung von Vogel Kollisionen an verglasten Bauteilen unternommen wurde. Leider wird das Problem von den meisten Architekten immer noch ignoriert obwohl es vielfältige Lösungen von Aufklebern bis hin zu Spezialglas mit für Menschen unsichtbaren Mustern gibt.

5

minimalist | 06.08.2015 23:11 Uhr

...

Schade, dass der Neubau den Kampf mit dem Altbau angenommen hat und dabei so eindeutig verliert. WhyNotArchitektur, Schrägen ohne Kontext, dazu die blaue Linierung an der banalen Pfosten RiegelFassade, wer CooP Himmelb(l)au und Daniel Liebskind will muss dass dann auch durchziehen. Schade

4

Akki | 06.08.2015 18:15 Uhr

feindliche Übernahmen

Dieser Erweiterungsbau ist von A-Z mislungen.
Ein völlig beliebiger 08/15 Baukörper wie er in jedem Gewerbegebiet vorkommnt ist hier völlig fehl am Platz, der Hohn dann die üblichen Textbausteine "...übernahmen pbr die Materialität des Altbaus".
Das ist schlimm und eigentlich auf sachlicher Ebene unkommentierbar. Ein Armutszeugnis für die Entwicklung der "Baukunst".
Ganz zu schweigen von Details wie der gewaltig breiten Fuge neben der Eingangsverglasung, der schrecklich dicken Fensterprofile in den dortigen Oberlichtern, bios hin zur "Kunst am Bau".
Bleibt zu hoffen, dass der Kram wenigstens billig war, aber ich fürchte nicht.

3

Jan | 06.08.2015 17:47 Uhr

Hilfe!

schlimmer kann es in Deutschland mit der Architektur nicht mehr werden!

2

Teilnehmer | 06.08.2015 16:28 Uhr

Fehlentscheidung

Auch wenn es sich als Konkurrent im damaligen Verfahren immer etwas blöd anhört:
Der Entwurf hat wohl allein die Jury überzeugt!
...die dann aus Unentschiedenheit neben dem 1. Preis noch ca. 10 Anerkennungen vergeben hat.

Inhaltlich kann ich meinem Vorredner nur zustimmen!

Und eine Glasfuge wirkt eben meist nicht immateriell...

1

Architekt | 06.08.2015 15:52 Uhr

Rüpel

Welch geometrische Belibigkeit neben dem Altbau - selbstsüchtiger Office-Am-Stadtrand-Gewerbebau trifft sich mit einem Haus. Der Rüpel fühlt sich wahrscheinlich schon behutsam wenn er ein Backsteinkleid anzieht.

Fotos 11 und 12 zeigen auf schöne Art die harte Reflexion von Floatgals. Grundsätzlich gibt es auf dem Markt ja auch Walzgläser (sogar als Isolierverglasung mit lackiertem Glassteg).

Egal.

 
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