Das ist eine Initiative, die wir gerne veröffentlichen: In Österreich werden von staatlicher Seite nicht nur realisierte Gebäude prämiert, 2006 schrieb das Staatssekretariat für Kunst und Medien des Bundeskanzleramtes auch einen Förderpreis für „experimentelle Tendenzen in der Architektur“ aus, dessen Preisträger nun bekannt gegeben wurden.
Mit der Ausschreibung sollten „architektonisch anspruchsvolle, inhaltlich wagemutige und disziplinär vorausschauende Positionen aufgespürt und ausgezeichnet“ werden.
Eingereicht werden durften architektonisch-technische Experimente ebenso wie Kunstinstallationen, „räumliche und nutzerbezogene Versuche bis zu Dokumentationen eines heroischen Scheiterns“. Man kann nur ahnen, welche Bandbreite die 64 letztlich eingereichten Arbeiten wohl hatten – ein Glück, dass die Auslober ab dem 13. Dezember 2008 eine Ausstellung mit allen Einreichungen zeigen werden, wenn auch leider im sogar für niederösterreichische Verhältnisse etwas abgelegenen Waidhofen/Ybbs.
Die Jury bestand aus Ernst Fuchs (Next Enterprise Architects, Wien), Franz Sam (samm/ott-reinisch, Wien) und Bernhard Sommer (exikon, Wien). Sie vergaben einen Hauptpreis (5.500 Euro sowie ein dreimonatiges Reisestipendium mit 1.500 Euro pro Monat) und drei Anerkennungen (je 2.000 Euro). Folgende Projekte wurden ausgezeichnet:
Hauptpreis: Andrea Kesslers „RPM – RevolutionsPerMinute“
Drei Anerkennungen: Klaus Stattmanns „FLUC&FLUC_Wanne“ (die Gestaltung eines Clubs in einer ehemaligen Unterführung neben dem Prater in Wien), Verena Rauchs „Hotel Montreux in Paris“ und Stefan Rutzingers „Flimmernde Präsenz – Pavillon für Neue Musik“
Andrea Kesslers Installation besteht aus zwei elastischen Ebenen mit einem textilen Bezug, die an vertikalen Fäden aufgehängt sind. Sensoren erfassen die Bewegungen (der Betrachter) im Umfeld des Objekts und können über Servo-Motoren (mit hörbaren Summen und Klicken) entsprechende Bewegungen der Stoffebenen steuern. Die Installation öffnet und schließt sich, gewährt dem Betrachter Einblicke oder verweigert diese.
Die Jury urteilte darüber so: „Mit der Installation RPM realisiert Andrea Kessler ein interaktives Konzept einer dynamischen Architektur, bei der die Kommunikation zwischen Mensch und Architektur thematisiert wird. Der zwischen zwei Ebenen beschriebene Raum entzieht sich als Modell zwar direkter, reaktiver Manipulation. Sein Verhalten ist aber hinreichend lesbar und wirkt attraktiv genug, um die Betrachter soweit zu involvieren, dass sie in eine Kommunikation mit dem Objekt eintreten.
Das Experiment glückt durch seine ästhetischen Qualitäten, die hier vor allem in den Transformationen und im interaktiven Verhalten selbst zu finden sind.
Es ist ein Beitrag, der neueste technologische Entwicklungen berücksichtigt und sie als gesellschaftliche Vision voraussetzt. Die der Installation RPM zugrundeliegende Vision thematisiert eine Gesellschaft, die ihre räumliche Umwelt in einem kontinuierlichen Transformationsprozess permanent neu verhandelt.
Andrea Kessler realisiert nicht nur das Fragment dieser Vision, sondern ihre Arbeit weist, eingebettet in einen internationalen Diskurs, Qualitäten auf, die eine Weiterbearbeitung in unterschiedlichsten Aspekten rechtfertigen. Sie soll mit der Vergabe des Hauptpreises unterstützt und motiviert werden diesen – in Österreich noch wenig begangenen Weg – mit Verve weiterzuverfolgen.“
Wir wünschen von hier aus viel Erfolg dabei und wünschen uns außerdem (in der Vorweihnachtszeit ist Wünschen ja eine legitime Tätigkeit) von der Bundesstiftung Baukultur ähnliche Initiativen.
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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bauster | 11.12.2008 11:49 Uhrfluc
dei fluc wanne ist ja wohl so ein mist von einem klub; genauso hässlich wie die leute dor= die musik=die stimmung=die architektur.
na bravo! passt ja alles zusammen;
ein echter mehrgewinn für die stadt; und diesen ort