Noch wirkt der verwinkelte Holz-Findling am Ostseeufer wie ein gelandetes Ufo: Neben alten Industriehallen in Helsinki sticht der neue Besuchermagnet aus 4000 unterschiedlichen Kiefernlatten hervor. Das helle Holz wird nachdunkeln und sich in das Grau der steinernen Uferbefestigung einpassen. Das ehemalige Industriegebiet soll sich bald in einen Park verwandeln, Wohnungen werden hier entstehen. Die finnische Hauptstadt investiert in diese Entwicklung, die einheimischen avanto architects bauen eine öffentliche Sauna.
Da die meisten Finnen inzwischen private Saunen in ihren Wohnanlagen haben, richtet sich Löyly hauptsächlich an Touristen, die die finnische Kultur kennenlernen wollen. Traditionell gehen finnische Frauen und Männer getrennt und unbekleidet in die Sauna. Löyly – das Wort steht für aufsteigenden Dampf und die unsichtbare Seele – bietet gemeinsames Saunen in Badebekleidung. Die Holzlamellen schützen die Saunierenden gegen neugierige Blicke, während der Ausblick aufs Meer gewahrt bleibt. Von außen wird die Freiform zur Tribüne für zukünftige Wassersport-Aktivitäten. Auf der Terrasse über den Wellen, kann man unter sich das Meeresrauschen hören. Treppen führen ins Wasser hinab – Avanto heißen die Architekten und das Loch, das die Finnen ins Eis hauen, um auch im Winter im Meer zu baden.
Mehrere Ingenieure und Designer trugen dazu bei, das Projekt zu einem Aushängeschild für Helsinki zu machen. Die Innenarchitektin Joanna Laajisto gestaltete die Innenräume und das Restaurant, in dem nur Fisch aus nachhaltiger Fischerei und biologische Lebensmittel angeboten werden. Ein Abfallprodukt aus der Sperrholzindustrie verarbeitete sie zu hochwertiger Innenausstattung, die Sofas wurden eigens für Löyly angefertigt. Das Projekt ist als erstes Gebäude Finnlands komplett FSC-zertifiziert. (dd)
Fotos: kuvio.com
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