Der Wettbewerb für das bundesweit größte Neubauprojekt eines Museums für moderne und zeitgenössische Kunst ist endgültig entschieden: Das Büro gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg) soll die neue Kunsthalle Mannheim auf dem Friedrichsplatz bauen. Bereits im Juli 2012 waren nach einem nichtoffenen anonymen Wettbewerb die drei Preisträger gebeten worden, ihre Entwürfe zu überarbeiten: gmp konnte sich nun gegen die Mittbewerber Staab Architekten (Berlin) und Peter Pütz Architekten (Berlin) durchsetzen.
Die neue Kunsthalle konzipierten gmp als von einer Metallhaut überzogene „Museumsstadt“. Neben Ausstellungsräumen sind ein Projektraum für junge Kunst und ein Funktionscluster für Kunstvermittlung und Publikumsprojekte vorgesehen – so sollen neue Formen der Partizipation ermutigt werden. Im Erdgeschoss befinden sich neben Foyer und Gastronomie mehrere Veranstaltungs- und Seminarräume.
Die Komposition aus unterschiedlich dimensionierten Ausstellungskuben bezieht sich formal auf den schachbrettartigen Grundriss des Mannheimer Innenstadtplans, verweigert sich allerdings einer übertriebenen Regelmäßigkeit: Die Größe der Einheiten variiert zwischen 250 und 500 Quadratmeter, ihre versetzte Anordnung und die Ausweitungen mit Plätzen sollen ein spannungsvolles Raumgeflecht mit wechselnden Perspektiven erzeugen. Ein zentrales Tageslicht-Atrium mit Glasdach erstreckt sich über die gesamte Gebäudehöhe und eröffnet Sichtbezüge in alle Richtungen. Die umliegenden, „schwebenden“ Kuben sind durch Brücken und Terrassen miteinander verbunden.
Vom umgebenden Jugendstilensemble des Friedrichsplatzes hebt sich die kupferfarbene Aluminium-Lamellenfassade farblich und materiell ab: Es sollte ein Metallfarbton gefunden werden, „der einerseits nicht das Rot des regionalen Sandsteins wiederholt und andererseits trotz seiner zeitlosen Materialität nicht kalt erscheint.“ Die transluzente Fassadenhülle soll die visuelle Kommunikation zwischen der Stadt und dem Leben im Museum ermöglichen. Von dem begrünten Skulpturengarten unter freiem Himmel auf der zweiten Etage haben die Besucher freie Sicht auf den Friedrichsplatz mit dem Mannheimer Wahrzeichen des Wasserturms.
Der überarbeitete Entwurf führte unter anderem zu einer Reduktion des Gebäudevolumens im Untergeschoss. Die Anlieferungszone wurde ins Erdgeschoss verlagert, ein zweites Untergeschoss entfällt. Die Technikbereiche wurden teilweise auf und in die Dachflächen integriert, was die Schachtflächen und Leitungslängen reduziert.
Jörg Friedrich (Hamburg/Genua), Vorsitzender des Preisgerichts, lobt die „bemerkenswerte Kraft des Entwurfs, eine Architektur, die sich in den Dienst der Kunst stellt, ohne eigene Ansprüche aufzugeben. Die Kunsthalle von gmp ist in ihrer spannenden Balance zwischen Transparenz und Geschlossenheit, Klarheit und Emotionalität eine souveräne Behauptung und bewältigt doch zugleich die sorgfältige Einbindung in den urbanen Kontext.“
70 Millionen Euro soll der Neubau kosten, die Fertigstellung wird für 2017 erwartet.
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