Sie gilt als ein architektonisches Wahrzeichen Magdeburgs und als ingenieurstechnische Meisterleistung, sie steht seit 1990 unter Denkmalschutz – und ist seit 1997 wegen Baufälligkeit gesperrt: die 1969 nach Plänen von Ulrich Müther errichtete Hyparschale im Magdebuger Stadtpark Rotehorn. Zu DDR-Zeiten diente das Schalenbauwerk mit selbsttragender Spannbetondecke als Mehrzweckhalle, seit der Wende teilt es das Schicksal vieler Ostmoderne-Bauten: jahrzehntelanger Leerstand und zunehmender Verfall. Ein Abriss wie bei der ebenfalls von Müther entworfenen Berliner Großgaststätte Ahornblatt konnte glücklicherweise verhindert werden.
Nun tut sich was in Sachen Müther-Bauten: Wie bereits vor Kurzem auf Rügen mit dem Rettungsturm in Binz und dem Musikpavillon in Sassnitz geschehen, soll auch die Hyparschale saniert werden – und zwar nach Plänen von gmp • Architekten von Gerkan, Marg und Partner (Hamburg/Berlin). Da sich kein Investor für das ikonische Solitärbauwerk fand, nimmt die Stadt die Instandsetzung selbst in die Hand. Sie kalkuliert dafür knapp 17 Millionen Euro ein, zum Teil finanziert aus Stadtumbau-Fördermitteln. Anfang August 2018 stellte Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper die Entwurfsunterlagen für das Bauvorhaben, das im Frühjahr 2019 beginnen und 2021 beendet sein soll, der Öffentlichkeit vor. Ende September 2018 wird der Stadtrat über die endgültige Umsetzung entscheiden.
Im Rahmen der vorgesehenen Modernisierung zur zeitgemäßen Veranstaltungshalle für Kongresse und Kulturevents wird es unter anderem darum gehen, die Gebäudehülle so herzurichten, dass sie den Anforderungen des Denkmalschutzes entspricht. Zudem soll eine optimierte Raumnutzung hergestellt, ein Lichtkonzept zur besseren Außenwirkung im Stadtbild erarbeitet und ein angemessener Hochwasserschutz geschaffen werden. Wie die Visualisierungen von gmp zeigen, soll die Halle mit einer Grundfläche von 2.300 Quadratmetern ein zweites Geschoss und ein Atrium erhalten. Für die Sanierung des Daches, das aus vier zusammengesetzten hyperbolischen Paraboloiden besteht, ist ein neuartiges Verfahren mit sogenanntem Karbonbeton geplant.
„Wir haben ein großes Stück Arbeit vor uns“, darüber ist sich Lutz Trümper beim Pressegespräch im Rathaus im Klaren. „Aber die anhaltende Diskussion um die Hyparschale hat ja in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, wie sehr die Magdeburgerinnen und Magdeburger an diesem besonderen Gebäude hängen und sich wünschen, dass dieser architektonische Hingucker erhalten und wieder mit Leben gefüllt wird.“ (da)
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Claudia | 13.10.2018 08:21 UhrWer nicht wagt, der nicht gewinnt
In Anbetracht des fortgeschrittenen Verfalls und der fehlenden Investoren gibt es nur die Wahl zwischen Hop oder Flop. Die Stadt entscheidet sich für den Erhalt und nimmt dafür 17 Mio. in die Hand! Es ist doch jedem klar, dass das Geld wieder reinkommen muss. Es bedingt eine intensive Nutzung. Unter diesen Vorgaben ist der Entwurf ein gelungener Kompromiss. Der Eindruck vom imposanten Tragwerk bleibt erhalten, während eine intensive und flexible Nutzung Platz findet. Sicherlich hätte ich mir auch filigranere Einbauten vorstellen können, aber vielleicht geben die Anforderungen nicht mehr her.