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01.09.2004

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Nationalmuseum

gmp gewinnen großen Wettbewerb in Peking (mit Kommentar)


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Das Hamburger Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner (gmp) hat den Wettbewerb für das chinesische Nationalmuseum am Platz des Himmlischen Friedens in Peking gewonnen. Das wurde am 1. September 2004 auf einer Pressekonferenz in Peking bekannt gegeben. Das Nationalmuseum dürfte die prestigeträchtigste Bauaufgabe im China der Gegenwart sein.

gmp hatte sich in dem internationalen Wettbewerb zuletzt in einer Shortlist von drei Teilnehmern befunden und konnte sich jetzt gegen Norman Foster und Kohn Pedersen Fox durchsetzen. In früheren Runden des Wettbewerbs waren bereits Büros wie OMA/Rem Koolhaas oder Herzog/de Meuron ausgeschieden.

Das chinesische Nationalmuseum soll aus dem Zusammenschluss des bisherigen Geschichtsmuseums und des Revolutionsmuseums gebildet werden. Die beiden Museen waren nach der chinesischen Revolution 1949 im maoistisch-klassizistischem Stil gegenüber der Großen Halle des Volkes erbaut worden. Das Geschichtsmuseum war der chinesischen Geschichte bis 1949 gewidmet, während das Revolutionsmuseum die Geschichte der Revolution darstellte. In dem neuen Nationalmuseum soll diese Trennung aufgehoben werden.

Beide Museumsbauten sind bisher baukörperlich durch einen bebauten Mittelhof voneinander getrennt. Der Entwurf von gmp sieht vor, hier einen neuen Baukörper zu errichten, der die Einheit des Museumskomplexes unterstreicht.

Der Altbau bleibt bis auf die Hofeinbauten vollständig erhalten. Der Hofbereich wird durch ein schwebendes Dach abgeschlossen, unter dem die chinesische Geschichte chronologisch präsentiert wird und von dem aus Blickbeziehungen zu wichtigen realen Bauten wie der Verbotenen Stadt oder dem Himmelstempel ermöglicht werden. Durch die maßvolle Anhebung der Traufkante auf die Höhe der Großen Halle des Volkes sollen die Proportionen des Platzes ins Gleichgewicht gebracht werden.

Unterhalb des Daches entsteht ein öffentlich zugängliches „Forum“, das als Eingangsbereich des Museum dient. Das Forum stellt eine Erweiterung des Platzraums dar und soll den öffentlichen Charakter des Baus betonen.

Die Schätze der chinesischen Kultur sind unterhalb des Forums ausgestellt und werden einer archäologischen Grabungsstätte gleich über mehrere Öffnungen im Fußboden erschlossen, so dass ein gezielter Zugang angesichts der riesigen Dimensionen der Sammlung ermöglicht wird.

Die Nutzfläche des Komplexes steigt durch diese Maßnahmen von 65.000 Quadratmeter auf 170.000 Quadratmeter. Der Neubau soll bis 2007 baulich fertig gestellt sein und wird dann rechtzeitig bis zur Olympiade 2008 mit Exponaten bestückt.



Kommentar der BauNetz-Redaktion

Zunächst mag der Wettbewerbserfolg eines deutschen Büros bei einer so bedeutenden Aufgabe in China zur Freude zu gereichen. Prestigeträchtige Großbauten und Stadtneuplanungen stellen schließlich reizvolle Aufgaben dar, vor die man in Europa selten gestellt wird. China boomt, und mit Wohlwollen nimmt man zur Kenntnis, dass nun auch hier marktwirtschaftliche Prinzipien Raum greifen und sich ein gigantischer Markt erschließt.

Allerdings ruft diese Bauaufgabe unter einer politischen Führung, die Außenminister Fischer zur Wahrung der Menschenrechte mahnt (siehe hierzu den China-Bericht von amnesty international), auch Bedenken hervor. Es ist nicht auszuschließen, dass die Vereinigung der genannten Museen unter einem Dach einem neuen, grassierenden Nationalismus in China geschuldet ist. Es ist nicht auszuschließen, dass der in der letzten Woche anlässlich des 100. Geburtstages von Deng Xiaoping im Revolutionsmuseum inszenierte Personenkult keine Ausnahme bleibt (siehe hierzu die Berichterstattung der Tagesschau) und dass ein kritischer Umgang mit der eigenen Geschichte ausbleiben wird. Ein Teil des Museums heißt „Triumph der Revolution und Errichtung des Sozialismus“.

Es ist jedenfalls zu hoffen, dass dieses Museum und die Einbeziehung internationaler Architekten kein Feigenblatt für eine autokratische Führung wird, die sich der Welt-Öffentlichkeit zu den Olympischen Spielen 2008 in einem möglichst positivem Licht zeigen will.
Doch nehmen wir das Beste an: Nämlich, dass sich das derzeitige Regime tatsächlich ganz allmählich auf dem Wege der Demokratisierung befindet und westliche Architekten hierzu ihren Beitrag leisten können.

Arne Winkelmann




 
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