„Venedig des Ostens“ ist ein Prädikat, das die Tourismusindustrie zwecks Vermarktung zahlreichen Städten verleiht. Neben Dresden, Bangkok oder St. Petersburg trägt auch die chinesische Boom-Stadt Suzhou diesen Beinamen. Die am Jangtsekiang-Becken gelegene Zehn-Millionen-Stadt in der Provinz Jiangsu hat der Berühmtheit ihrer zahlreichen Kanälen auch ihr rapides Wachstum zu verdanken. Eine Entwicklung, die allerdings längerfristig den venezianischen Charakter bedrohen könnte, denn wie in vielen chinesischen Großstädten werden auch hier altertümliche Häuser, aber auch Kanäle und Brücken, in rasantem Tempo durch moderne Bauten ersetzt.
gmp · von Gerkan Marg und Partner (Hamburg), die erst im Juli den Wettbewerb für eine neue Bibliothek in Suzhou gewinnen konnten, vermelden nun den Baubeginn eines weiteren Großprojektes in der dortigen Wasserlandschaft: Mit dem SIP Sports Center realisiert das Büro einen Masterplan für drei Sportanlagen in Verbindung mit einem Hotel- und Geschäftskomplex. Als Park, Sport- und Freizeitort soll das Projekt ein neues Stadtteilzentrum werden. Ob das Projekt auf der grünen Wiese entsteht oder ob Vorhandenes ersetzt wird, berichten die Architekten nicht.
Das Ensemble aus einem Stadion mit Platz für 45.000 Menschen, einer Schwimmhalle für 3.000 und einer Sporthalle für 15.000 Besucher sei schon bald von zahlreichen Wohnquartieren umgeben und füge sich harmonisch in die städtische Umgebung und in die Flusslandschaft ein. Dies werde unter anderem mit geschwungenen Silhouetten erreicht. Während das Stadiondach mit einer Spannweite von 250 Metern eine konkave Wölbung aufweist, sind die geschlossenen Dächer der beiden anderen Sportanlagen konvex geformt. Als Besonderheit benennen gmp die ressourcenschonende Kabelnetzkonstruktion mit Membranüberdachung, die den Bauten die „Anmutung von schwebender, gewölbter Seide“ verleihe.
Trotz der leicht abweichenden Formen erreichen die Architekten den Ensemble-Charakter durch eine einheitliche Fassadengestaltung. Alle im Park platzierten Baukörper haben eine horizontale, lamellenartige Strukturierung der Fassade gemeinsam.
Mit ihrem Entwurf knüpfen die Architekten an die Tradition Suzhous als Gartenstadt an. Ihre frei gestaltete, um die insgesamt vier Volumen herum geplante Parklandschaft sei eine moderne Interpretation chinesischer Gärten. Sie begreifen diesen Freiraum aus verschlungenen Wegen als Landschaft, die ihren Höhepunkt in den geschwungenen Stadiendächern findet. Zum Fluss hin finden sich zahlreiche Außensportplätze eingebettet in den südlichen Teil der Anlage. (lr)
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Thomas | 12.10.2015 10:06 Uhrfade
man kann anerkennen, dass das Büro große Projekte in China routiniert abwickelt.
Traurig nur das es immer beim Durchexerzieren der Lamelle bleibt.