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05.08.2016

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Hier bin ich Mensch, hier renaturiere ich

dm-Zentrale in Karlsruhe von Lederer Ragnarsdóttir Oei


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Für den Entwurf der dm-Zentrale in Karlsruhe gewinnen Lederer Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart) sicher keinen Architekturpreis. In einer anderen Welt, wo Bauherren für ihre guten Absichten ausgezeichnet werden, hätte die Drogeriekette allerdings einen Preis verdient.

Auf seiner Homepage trägt das Unternehmen allen Szenarios Rechnung, nach denen sein Bauvorhaben die Stadt zerstören könnte, und erklärt, warum es das nicht tut. Wie ein geduldiger Großvater beantwortet dm alle möglichen Kundenfragen: Veränderungen des Grundwasserspiegels?, Lärmbelästigung während der Bauphase? oder Ausgleich für versiegelte Flächen? zählen dabei zu den häufigsten. Unklar bleibt, ob dm generell besorgte Kunden hat oder sich einfach nur kümmert.

Wir wissen es: Dass „der Mensch im Mittelpunkt stehen soll“, bildet die zentrale Säule der Unternehmensphilosophie von Deutschlands sympathischster Drogeriekette. Die Abwandlung des Goethe-Zitats „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“ verweist natürlich darauf, dass Werte wie Rücksicht auf die Nachbarn, ökologische Verträglichkeit und eine allgemeine Verbesserung durch das Bauvorhaben Teil der Werbeideologie des Unternehmens sind. Damit wird auch Geld verdient, deswegen sind diese Werte aber nicht minder legitim.

Freundliche Atmosphäre, Naturnähe und zuvorkommende Mitarbeiter sind Qualitäten, die man aus dem Laden auf die Architektur des Verwaltungsgebäudes übertragen möchte. Dabei geht man besonders vorsichtig vor. Für den Erhalt „stadträumlicher Qualitäten“ am Autobahnkreuz möchte man die Gebäudehöhe so niedrig wie möglich konzipieren. Gleichzeitig entspricht die dadurch resultierende horizontale Raumorganisation und „netzartige Grundrissstruktur“ der Idee einer hierarchiefreien Arbeitswelt.

Durch den Verzicht eines höheren Gebäudes entsteht natürlich eine größere Versiegelungsfläche. Diesem Verbrechen an der Natur ist sich das Unternehmen bewusst und schlägt durch verschiedene Renaturierungsmaßnahmen einen Ausgleich vor: die Neuanlegung eines kleinen Hügels, der gleichzeitig als Schallschutz funktioniert, die Renaturierung des Tiefentalgrabens und von Teilstücken der Alb sowie Baumpflanzungen in der Untermühlsiedlung. Gute Nachbarn also.

Man wird das Gefühl nicht los, dass die Architekten zugunsten der dm -Weltverbesserungsphilosophie mit ihrem Entwurf Kompromisse eingehen musstenEs lässt sich auch nicht mit jedem Projekt einen Preis gewinnen. (df)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

JH_LND | 09.08.2016 20:40 Uhr

Die anderen...

...kochen doch auch mit dem immer gleichen Zutaten: Weiße Kuben, aufgeschnittene Boxen, Fenster über Eck (um mal nur ein paar zu nennen). Weil das als Formenkanon der Moderne gilt, fällt es nur nicht mehr so auf.

(Ich finde sowohl den Ansatz von dm als auch den Entwurf wirklich ehrenwert. Punkt. Da brauche ich auch keine pseudo-ironische Kommentierung wie in diesem Artikel.)

7

Nightfly | 08.08.2016 16:46 Uhr

Es gibt heute.... was es immer gibt

Immer die gleichen Rundungen und Kurven aus Mauerstein und immer die gleichen Glubschgucklöcher. Wenigstens fehlen die Wasserspeier- und Vordachschnäbel. Von daher mal sehr innovativ für LRO.
Ich mag LRO, aber mich stört, dass immer mit den gleichen Zutaten gekocht wird, die eben einfach nicht immer und überall hinpassen.

6

Aaron Christianson | 08.08.2016 14:26 Uhr

AWG

Der Artikel ist meiner Meinung nach zum Schmunzeln!

Wenn man sich vor Augen führt, was auf den einschlägigen Gazetten alles veröffentlicht wird.

Aber gut, man schaut es sich ja selbst an.

Der Bau von LRO muss nichts gewinnen. Hat er auch nicht nötig.

5

Alberto | 08.08.2016 12:48 Uhr

Guter Entwurf, ist aber böse, weil Bauen immer böse ist???

Habe ich die Redaktion richtig verstanden, LRO sind böse, weil sie Architekten sind und deshalb durch Planungsentwürfe das Bauen fördern? Dann wären ja alle Architekten böse!? Ich hoffe, ich habe das missverstanden! Gibt es dazwischen keinen Weg? Ein wenig mehr Infos und weniger kryptische Formulierungen hätten mir persönlich hier ggf. weiter helfen können.

4

Bernd S. | 08.08.2016 07:55 Uhr

Bürohaus, Schule der Stil ist asutauschbar

Runde Treppenhäuser, runde Ecken, Ziegelfassade. Wenn's nicht immer gleich aussehen würde bei dem Büro LRÖ, dann ... Ich kann diese Architektur, bei der man immer gleich auch das Büro erkennt, nicht mehr sehen, aber manche wollen ja genau das, wir hängen uns einen bestimmten Maler ins Wohnzimmer, auch wenn er uns eigentlich nicht gefällt, wir wollen ein Büro, das man auch am Stil erkennt, weil man sich gerne damit schmückt... Der Internationale Stil ist tot, weil er dafür gesorgt hat, dass Architektur austauschbar, an egal welcher Stelle, überall auf der Welt stehen könnte und auch deshalb, weil es keinen regionalen, örtlichen Bezug mehr gibt auf den zu beziehen sich lohnen würde, da ja eh schon alles was so rumsteht aus dem gleichen Brei gebacken wurde.

3

Thomas Will | 07.08.2016 13:29 Uhr

Versprechen und Verbrechen

Betrachtet man das Projekt inhaltlich, nicht formalistisch, enthält es doch sinnvolle Versprechen. Dass das Büro LRO sie auch architektonisch einhalten wird, dafür stehen die Chancen sehr gut, Preis hin oder her.
Zweifelhaft weckt hier eher die handwerkliche Sorgfalt der Redaktion:
"Diesem [!] Verbrechen [?] an der Natur ist sich das Unternehmen bewusst und [es?] schlägt durch verschiedene Renaturierungsmaßnahmen einen Ausgleich vor..." Mit solchen Sätzen liegt man als Kritiker immer daneben.

2

Carl Schlecker | 05.08.2016 23:06 Uhr

Kritisch ist gut...

Mir scheint es, als sei da jemandem sein Balea Shampoo ins Müsli gefallen.

1

Albert Freistadt | 05.08.2016 16:14 Uhr

Die Baunetz-Redaktion ist heute aber sehr kritisch.

Für einen großen Verwaltungsbau im deutschen Südwesten finde ich den Lederer-Entwurf doch ganz erstaunlich. Zumindest verzichtet der Bau auf die mittlerweile für hiesige Bürohäuser üblichen modernistischen Floskeln - kommt also ohne betont futuristische (das heißt Jürger Mayer H.-mäßige) Fassadenstrukturen daher.
Es würde mich daher wundern, wenn der Lederer damit KEINEN Preis gewinnt.

 
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