Wenn man auch am Sinn des
Pritzker-Preises zweifeln mag, so führt er doch regelmäßig vor Augen, wie die Architekturwelt leider noch immer oft tickt: Dass nämlich zumeist jene Bauten weitreichende Aufmerksamkeit erfahren, die das Werk älterer weißer Herren sind. In der Absicht, die „Sichtbarkeit von Frauen in der Architekturbranche zu fördern“, wurde vergangene Woche deshalb erstmals der
divia award (kurz für
Diversity in Architecture) verliehen, der mit einem Preisgeld von 20.000 Euro dotiert ist. Der Preis und seine Initiator*innen ebenso wie die Finalistinnen-Shortlist für die erste Ausgabe wurde im
vergangenen März vorgestellt.
Aus der Shortlist wählte die aus
Sol Camacho,
Odile Decq,
Rahul Mehrotra und
Martha Thorne bestehende Jury schließlich die italienisch-peruanische Architektin
Marta Maccaglia als erste Preisträgerin aus. Gewürdigt wurde insbesondere Maccaglias Engagement für den peruanischen Bildungsbau. Seit mehr als zehn Jahren in Südamerika tätig, hatte die Architektin 2014 die
gemeinnützige Organisation Semillas begründet, die in der Hauptstadt Lima ebenso wie in den Regionen Junín und Cajamarca aktiv ist. Dabei reagierten alle Projekte der Organisation, wie im Rahmen des Preises erklärt wurde, „mit einem humanistischen Ansatz und mutigen Engagement“ auf die „dynamischen Bedürfnisse der Gemeinschaft“.
Im Rahmen der Preisverleihung am vergangenen Wochenende eröffnete auch eine
Ausstellung im ANCB The Aedes Metropolitan Laboratory in Berlin. Bis
Samstag, 13. Mai 2023 sind Projekte der fünf Finalistinnen zu sehen, die unter 27 Nominierten ausgewählt worden waren. Neben Maccaglia gehörten
May al-Ibrashy aus Ägypten,
Katherine Clarke &
Liza Fior aus Großbritannien,
Noella Nibakuze aus Ruanda und
Tosin Oshinowo aus Nigeria dazu. Künftig soll der Preis auch anderen Gruppen gewidmet werden, die im Architekturbetrieb bislang unterrepräsentiert sind
.
Am Freitag, 19. Mai 2023 wird es außerdem im Rahmen der Preview-Days der Architekturbiennale in Venedig einen DIVIA-Empfang geben. Dieser findet ab 18 Uhr am Berührungspunkte-Meetingpoint im Palazzo Contarini-Polignac (Sestiere Dorsoduro 874) statt.
Um Anmeldung wird gebeten.
Weitere Informationen zum Preis und den Finalistinnen sind auf der Website des divia award zu finden.
Zum Thema:
www.ancb.de
Auf Karte zeigen:
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Frauke | 10.05.2023 11:41 UhrSchade,
Hätte mich gefreut wenn der Preis an Noella Nibakuze gegangen wäre. Ihr Projekt in Ruanda zeigt einen tollen zeitgemäßen und architektonisch anspruchsvollen Umgang mit den örtlichen Gegebenheiten.
Mir fällt leider in letzter zu oft bei solchen Preisen auf, dass diese scheinbar durch die postkoloniale Brille die Erwartungen der Jury an die Ästhetik von "Entwicklungsländern" und die entsprechende White Savior Story erfüllen sollen, und bloß nicht zu architektonisch anspruchsvoll sein dürfen. Die architektonische Qualität der gezeigten Schule die über eine gewisse DIY Optik hinausgeht erschließt sich mir nicht. Ich halte es auch nicht für erstrebenswert Schulbauten dieser Qualität als einen positiven Standard in Peru darzustellen.