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19.01.2022

Wettbewerb Hamburger Hauptbahnhof

bof architekten und hutterreimann Landschaftsarchitektur gewinnen


Im Ranking der meist frequentierten Bahnhöfe Deutschlands steht der Hamburger Hauptbahnhof auf Platz Eins – und auch europaweit nur hinter dem Pariser Gare du Nord. Aktuell nutzen ihn rund 550.000 Menschen täglich, perspektivisch werden es 750.000 sein. Schon heute ist das Bauwerk, das 1906 von Heinrich Reinhardt, Georg Süßenguth und Ernst Moeller realisiert wurde, jedoch zu klein für seine Nutzungsanforderungen. Aus diesem Grund lobte die Stadt Hamburg in Zusammenarbeit mit der Grundstückseigentümerin Deutsche Bahn zu Beginn des vergangenen Jahres einen europaweiten, städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb zur Erweiterung des Hauptbahnhofs und Entwicklung seines Umfelds aus. Gewonnen hat ihn das Hamburger Büro bof architekten in Zusammenarbeit mit hutterreimann Landschaftsarchitektur aus Berlin.

Von insgesamt 60 Teams, die sich in dem offenen, zweistufigen Verfahren bewarben, wählte die 23-köpfige Jury unter dem Vorsitz von Kunibert Wachten, in der unter anderem auch Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing vertreten war, letztlich acht Teams für die zweite Stufe aus. Sieben von ihnen reichten ihre Entwürfe ein. Das Verfahren wurde von öffentlichen Ausstellungen und Online-Formaten begleitet, in denen Bürger*innen ihre Meinungen einfließen lassen konnten. Die Koordination des Wettbewerbs übernahm das Hamburger büro luchterhandt & partner. Anfang Dezember 2021 kam die abschließende Preisgerichtssitzung zu folgendem Ergebnis:


Der Hauptbahnhof verknüpft in direkter Nachbarschaft mehrere heterogene Stadtteile. Östlich schließt über die berühmte Einkaufsmeile Mönckebergstraße die Innenstadt an, westlich befindet sich das lebendige Viertel St. Georg und nicht weit entfernt außerdem das Kontorhausviertel mit baulichen Ikonen wie dem Chilehaus. Die Aufgabe bestand vordergründig in der städtebaulichen Neuordnung dieses zentralen Knotenpunkts, und zwar nicht nur in verkehrstechnischer Hinsicht. Neben der kapazitiven Erweiterung sollten im Zuge der Planungen auch die Freiräume rund um den Bahnhof in puncto Mobilität, Klimaverträglichkeit und stadträumlicher Gestaltung qualifiziert werden. Außerdem forderte die Auslobung erste Aussagen zur architektonischen Sprache der vorgeschlagenen Neubauten.

Grundsätzliche Planungsziele waren durch vorhergehende Machbarkeitsstudien bereits weitestgehend gesetzt. Die wichtigsten Maßnahmen betreffen die Südseite des Bahnhofs. Statt der derzeitigen sechsspurigen Straße ist eine Kommunaltrasse geplant, auf der ausschließlich Busse, Taxis, Fahrräder und Fußgänger*innen verkehren dürfen. Neue Gleiszugänge an der auf Straßenniveau bisher geschlossenen Südfassade sollen die Besuchsströme besser verteilen und die benötigte funktionale Erweiterung durch einen Neubau samt Überdachung der künftigen Trasse erfolgen. All dies natürlich in behutsamem Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand.

Der erstplatzierte Entwurf löse die Aufgabe mit einer „zeitgemäßen Fortsetzung“ des historischen Bauwerks, konstatierte das Preisgericht: Er sehe in einem ersten Schritt den Rückbau des Gebäudes auf den Urzustand vor, um es dann zu erweitern. Bof planen dafür eine Struktur aus parallelen, geschwungenen Rahmen, deren Zwischenräume mit Glas gefüllt sind. Neubau und Überdachung bilden dabei einen einheitlichen Baukörper, der direkt an die 37 Meter hohe und etwa 114 Meter breite Bahnhofshalle mit ihren stählernen Vollwandträgerrahmen anschließt. Auch im Osten möchten die Planer*innen die Gestalt des Bestands aufnehmen, indem sie die Bögen des Langbaus mit einer äquivalenten Form aus Glasdächern fortführen. Zwischen alter Fassade und neuer Ergänzung soll die geforderte Nord-Süd-Passage mit angeschlossenen Servicefunktionen und Büroflächen geführt werden. Nördlich des Bahnhofs sieht der Entwurf analog zu den Machbarkeitsstudien eine teilweise Überdeckelung der Gleisanlagen vor, um die bestehenden Platzsituationen von ihrer bisherigen Parkplatzfunktion zu befreien.

Bereits im Juli 2021 hatte der Hamburger Denkmalverein die Planungen kritisiert: Speziell die Fernwirkung der Südfassade als „architekturgeschichtlicher Meilenstein“ sowie die Sichtachse in Richtung Innenstadt werde unter den Eingriffen leiden. Das ändert sich laut der Organisation auch durch die Vorschläge von bof architekten und hutterreimann – die nun Grundlage eines Masterplan sein sollen – nicht.

Text: Maximilian Hinz


Zum Thema:

Noch bis Sonntag, 23. Januar 2022 werden die Ergebnisse des Wettbewerbs im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe und online präsentiert. Ausführliche Informationen zum Wettbewerb sind auf hbfhh.de zu finden.


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1.Preis: bof architekten (Hamburg) mit hutterreimann Landschaftsarchitektur (Berlin)

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