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02.06.2023

Unterstand für die Gemeinschaft

behark in Larrabetzu


Die Gemeinde Larrabetzu befindet sich etwa 20 Kilometer östlich der baskischen Hauptstadt Bilbao. Nur etwa 2.000 Menschen leben in den kleinen Siedlungen des Tales, das den Namen Txorierri trägt. Trotz seiner beschaulichen Größe ist Larrabetzu für seine denkmalgeschützte Altstadt und darüber hinaus auch als Etappe auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela bekannt.

Bereits 2014 erhielt das in Bilbao ansässige Architekturbüro behark den Auftrag, einen Entwurf für die Sanierung des Rathauses zu entwickeln. Zeitgleich begannen sie, ein Konzept für die Neugestaltung des unmittelbar angrenzenden Nachbargebäudes zu erstellen. Der im Verfall befindliche Bestandsbau hatte in der Vergangenheit zeitweise als Lagerraum, Poststelle oder auch Bar gedient, stand jedoch vor der Umsetzung des Projekts leer. An seiner Stelle realisierten behark einen überdachten öffentlichen Platz.

Für die Konzeption des 2021 fertiggestellten Platzes orientierten sich behark an dem in dieser Gegend typischen Unterstand, der im Baskischen „Aterpe“ genannt wird. Die besondere Bedeutung des Aterpe geht auf das regnerische Klima der Region zurück. Laut Büro mangelte es in Larrabetzu an überdachten öffentlichen Plätzen, weshalb die Idee entstand, im Rahmen der geplanten Rathaussanierung einen solchen Ort in zentraler Lage zu schaffen.

Dem Büro war es ein Anliegen, eine über die reine Kubatur hinausgehende Erinnerung an das abgerissene Gebäude zu bewahren. Den Eingangsbereich rahmt daher wie schon zuvor die erhaltene Steintreppe, an die ein kleiner Brunnen anschließt. Von dort aus baut sich der überdachte öffentliche Platz mit einer Bruttogrundfläche von 125 Quadratmetern auf. Für die Überdachung, zugleich die Hauptfunktion des Baus, kam ebenso wie für die Außenwände eine offene Konstruktion aus Brettsperrholz zum Einsatz. Sie hebt die Faltungen des in drei Richtungen geneigten Daches szenisch hervor. Darunterliegend gestalteten behark zwei Ebenen, die sich aus verschiedenen und sich wiederholenden Materialschichten aufbauen.

Am Eingang entwickelt sich die Steinmauer zu einer aus Beton gefertigten Treppe, unterhalb derer eine kleine mit Douglasienholz verkleidete Bar ausgebildet ist. Demgegenüber schließt an die Steinwand des Rathauses eine durchgängige Sitzbank an. Gemeinsam ermöglichen sie die Nutzung des Raumes für Veranstaltungen und Feiern. In der Zwischenzeit hat sich dieser zudem als Spielplatz für die Kinder in Larrabetzu etablieren können. Das darüberliegende Zwischengeschoss kann zum Beispiel als Bühnenfläche genutzt werden und soll als künftiger Evakuierungsweg an den Plenarsaal im Rathaus anschließen.

Dass bis zur Realisierung so viele Jahre vergangen sind, sei laut Büro ökonomischen Krisen und baulichen Hindernissen geschuldet. Dies habe sie aber auch zur Namensgebung des Projekts veranlasst: Last Chance for a Slow Dance gehe auf den gleichnamigen Song der post-hardcore Band Fugazi zurück und verweise auf die Entstehungsgeschichte des Bauwerks. Dass sich das Warten gelohnt hat, zeigen nicht nur die Feste und Feiern, die unter dem Dach stattfinden. Auch erhielt das Büro bereits mehrere Preise für seinen Entwurf und gelangte zuletzt beim gestern verliehenen European Award for Architectural Heritage Intervention auf den Rang des Finalisten.

Mit dem Umbau des angrenzenden Rathauses soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Die Architekt*innen planen, sich dabei an der Formensprache des Aterpe zu orientieren. (sla)

Fotos: Mikel Ibarluzea


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