Das Feld ist riesig und die Architektur monumental, da wirkt der Ort, von dem aus in Berlin-Tempelhof einst das Fluggeschehen dirigiert wurde, fast ein wenig neckisch: Der Tower des Flughafens steht nicht aufrecht und steinern im Wind, sondern sitzt als kleiner Pavillon an der äußersten Kante des Kopfbaus am südwestlichen Ende von Ernst Sagebiels riesigem Gebäudekomplex. Seit einigen Jahren schon arbeitet man bei der Trägergesellschaft des Ensembles an der Idee, das Dach und den Tower für Besucher zu öffnen. Per Wettbewerb wurden jetzt Vorschläge für die Gestaltung der hierfür notwendigen Zugangsbereiche und der Dachterrasse gesucht, wobei auch Ausstellungsräume und ein Café Teil des Projekts sind. Entschieden hat sich die Jury unter Vorsitz von Jörg Springer schließlich für den Entwurf des Schweizerischen Büros :mlzd aus Biel. Das Ergebnis:
- 1. Preis: :mlzd, Biel
- Ein 2. Preis: Winking Froh Architekten, Berlin
- Ein 2. Preis: Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin
- Anerkennung: ARGE Klaus Block, Roland Poppensieker, Berlin
- Anerkennung: Projectiles, Paris
Interessant ist, dass mit dem Projekt erstmals eine dauerhafte Nutzung des Dachbereichs durch die Öffentlichkeit möglich wird – ein Ansatz, der ja – wenn auch in weitaus umfänglicherem Maße – die Architektur des Gebäudes von Anfang an prägte. Bis zu 100.000 Besucher sollten hier bei Flugshows auf der Dachtribüne zusammenkommen, was unter anderem auch die stattlichen Treppenhaustürme der straßenseitigen Fassade erklärt. Von der jetzt geplanten Dachterrasse wird man in Zukunft allerdings nicht nur das Geschehen auf dem Feld und in der Luft, sondern auch das Gebäude selbst in den Blick nehmen. Ergänzend soll dabei die Ausstellung Einblicke „in die historische Dimension der Flughafennutzung“ geben.
Der Entwurf von :mlzd überzeugte die Jury „durch die gelungene Verbindung zeitgemäßer Nutzungsangebote mit einem sensiblen Eingehen auf die sehr heterogene Substanz des bestehenden Bauwerks“. Die Terrasse konzipieren sie mit breiten Holzstufen, die auch zum Verweilen einladen. Im Ausstellungsbereich werden wiederum die unterschiedlichen Ausbaustufen des Gebäudes erkennbar. Den Raum gliedern :mlzd durch einen breiten Mittelgang und hohe, frei eingestellte Wandelemente.
Insgesamt werden für das Projekt nach aktuellem Planungsstand rund 8,4 Millionen Euro benötigt, die Umsetzung soll zwischen 2017 und 2019 erfolgen. Anstatt mit 100.000 Besuchern an einem einzigen Tag rechnet man übrigens heute mit deutlich bescheideneren 150.000 Besuchern pro Jahr. (sb)
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LAB | 25.08.2016 20:02 UhrZweifellos ein Publikumsmagnet...
dauerhafte Unterhaltszahlung durch die Stadt ist wahrscheinlich bereits sichergestellt. Wie kommt man sonst auf die Idee in 20-30m Höhe kubikmeterweise Holzdecks auszulegen? Das ist wohl der Baustoff, der in der Typologie "Tempelhof" (noch) am wenigsten sichtbar wird. Ist das ein bewusster Bruch oder nur "Zeitgeist"?
Die Frage wäre mal zu betrachten: Wer steht bei Sommerwetter da oben in der prallen Sonne? Und wo sucht man Schutz, wenn Wind und Wetter mal nicht "mitspielen"? Ich sehe schon einige bunte Sonnenschirmchen, welche sich bei leichten Windstössen zügig aufmachen ins weite Tempelhofer Feld . . . Vielleicht werden ja Kite-Surfer erwartet?
Auch die Behindertenverbände werden sicherlich begeistert sein, von der nachgewiesen ganzjährigen barrierefreien Zugänglichkeit der Dachterrasse. (Inkl. der Möglichkeit der "Selbstevakuierung".)
Schöne Bildchen für das Archiv haben Sie da. 410 Besucher pro Tag sind als Wunsch schon hoch. Die 8,4 Mio Euro aber noch wesentlich höher! Rechnen wir mal überschlägig nach: 8,4 Mio Euro / 15 Jahre / 100.000 Besucher = 5,60 Euro pro Ticket nur für die Herstellungskosten! 15 Jahre lang!! Wer rechnet sowas schön? Lotto Deutschland?