Meroë war einst Hauptstadt des Königreiches von Kusch, heute liegt die antike Stadt im Sudan. Hier, etwa 220 Kilometer nördlich der heutigen Metropole Khartoum, wurden 1913 die „Royal Baths“ ausgegraben.
Für das Gebäudeensemble aus dem ersten Jahrhundert nach Christi, das seit 2011 als Teil der Insel von Meroë auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes verzeichnet ist, wird nun ein Schutzbau geplant – das Ergebnis des dazu ausgelobten konkurrierenden Gutachterverfahrens wurde jetzt bekannt gegeben. Die Jury mit Vertretern aus dem Sudan, aus Qatar und Deutschland schlägt den Entwurf von dem Berliner Büro Kéré Architecture für den Schutz und Präsentation der Antikenstätte zur Realisierung vor. Weitere teilnehmende Büros waren das Studio TAMassociati aus Venedig, Ziegert Roswag Seiler Architekten Ingenieure aus Berlin und Altakamul Alhandasi Architects, Engineers and Planners aus Dubai.
Der Entwurf von Kéré Architecture erlaube die erhaltenen Reste in ihrer Gesamtheit zu zeigen, so die Jury. Er kombiniere die „Erfahrungen in traditioneller lokaler Bauweise mit den Anforderungen moderner Ausstellungsgestaltung bei dem geringsten Eingriff in die archäologischen Strukturen und der Authentizität des Ortes“.
Kéré Architecture schlagen eine einfache Form für die Schutzhütte vor, die aus den lokalen Baustoffen Ton und Stein errichtet werden soll. Eine 60 Zentimeter dicke Mauer aus Lehmziegeln soll nicht nur Schutz vor Erosion und Wind bieten, sondern auch ein angenehm konstantes Raumklima schaffen. Gewölbte Ziegeldecken und Innenhöfe sorgen für eine natürliche Belüftung und Feuchtigkeitskontrolle.
Seit 1999 stehen die „Royal Baths“ im Zentrum eines gemeinsamen Forschungsprojektes des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Berlin mit der National Corporation for Antiquities and Museums in Khartoum/Sudan. Im Zentrum der historischen Anlage nahe der zwei königlichen Paläste liegt ein sieben mal sieben Meter großes Wasserbecken, daneben eine Exedra mit vier im Viertelrund angeordneten majestätischen Sitzen. An einer Seite des Beckens wurde eine opulent dekorierte farbige Wand errichtet, durch die das Becken über Röhren mit Wasser gespeist wurde. Zur Drainage diente ein mächtiger unterirdischer Kanal, der das Wasser Richtung Nil ableitete. Um Wasserbecken und Exedra herum wurde ein Garten angelegt, der von Korridoren und Mauern umgeben war.
Mit der finanziellen Unterstützung durch das Qatar-Sudan Archaeological Project ist es möglich, den neuen Schutzbau für die „Royal Baths“ zu realisieren.
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