Bayern, Saarländer, Österreicher und Schweizer wissen es eh, denn sie haben heute frei. Für alle anderen: Heute, am 15. August ist Mariä Himmelfahrt. Ein guter Anlass, mal wieder die lokale Kirche zu besuchen – ob nun aus religiösen Gründen oder architektonischem Interesse.
Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland ist nach wie vor hoch. Diskussionen über Abriss oder Umnutzung bestehender Kirchen stehen hierzulande nicht selten im Raum, wenn ihr Unterhalt zu teuer und die Gruppe der Nutzer*innen immer kleiner wird. Vor diesem Hintergrund plädiert etwa die Initiative Kirchenmanifest für den Erhalt der Bauwerke als kulturelles Erbe und Gemeingut, beispielsweise durch neue Formen der Trägerschaft.
Dennoch sind in den letzten Jahren weltweit auch einige Neubauten entstanden. Während christliche Gemeinden in China wachsen, werden sie in Deutschland bisweilen zusammengelegt. Mit Sanierungen oder Wiederaufbauten geht hingegen eine Neuinterpretation des Vorgängerbaus einher. So bezeichnen LR Architetti ihr Konzept in Pegognaga etwa als „architektonisches Palimpsest“.
In den Fokus rücken zunehmend auch Mehrfachnutzungen. Als sozialer Treffpunkt oder atmosphärischer Konzertsaal dienen Kirchen schon lange. Ungewöhnlicher erscheint da die Integration in einen Wohnblock samt Einzelhandel und Restaurant, wie es das finnische Büro Office for Peripheral Architecture in Vantaa erprobt hat. Wobei Kirchen auch in dieser Hinsicht immer schon als identitätsstiftende Bauten ganzer Stadträume gelesen werden konnten – auch unabhängig vom religiösen Bezug.
Text: Paula Berger
Teaser: Kirche und Gemeindezentrum in Ferrara von Benedetta Tagliabue. Foto: Paolo Fassoli