Duschen mit direktem Bezug zum Garten in der Gewissheit, von draußen höchstens schemenhaft gesehen zu werden. Oder Stufensteigen in fensterlosen Treppenhäusern, in denen man trotzdem ohne Kunstlicht auskommt – Glasbausteine machen's möglich. Dieser relativ kostengünstige und unkomplizierte Baustoff kann tolle Licht- und Transparenzeffekte bewirken und auch gestalterisch gut eingesetzt werden. Ein Material, das sich wunderbar mit den Prinzipien der klassischen Moderne vereinbaren ließ, weshalb an Bauten von Otto Wagner bis Oscar Niemeyer immer wieder gläsernes Mauerwerk auftauchen kann. Als Detail etwa im Pariser Appartement von Le Corbusier oder großflächig bei Ulrich Müthers Hyparschale in Magdeburg.

Und weil Glasbausteine in vieler Hinsicht praktisch sind, kamen sie besonders häufig bei den Eigenheimen des Wirtschaftswunders zum Einsatz. Wer kennt nicht die gern auch mal bunt bemusterten Glasmauern neben den Haustüren von Reihen- und Doppelhäusern in westdeutschen Vorstädten? Kein Wunder vielleicht, dass man hierzulande diesem Baustoff für einige Zeit etwas überdrüssig geworden zu sein schien. Doch das ist mittlerweile überwunden, wie ein Doppelhaus von NKBAK in Frankfurt am Main zeigt, das mit seinen dekorativen runden Glasbausteinen am Eingang geradezu offensiv an die 1950er Jahre anknüpft.

Glasbausteine sind also derzeit en vogue. Sei es in einer Schule bei Aarau von pool Architekten, einer Manufaktur für Modeprodukte von MetroOffice in der Toskana oder in einem dermatologischen Zentrum in Mexiko von Emilio Alvarez Albouchard – bei all diesen jüngeren Beispielen loten Architekt*innen die Möglichkeiten eines transparenten Mauerwerks aus. Und raumlaborberlin, die ja gerade für ihren Beitrag zur Architekturbiennale in Venedig den Goldenen Löwen erhalten haben, wären nicht raumlaborberlin, wenn sie nicht für ihre Sauna in Göteborg einfache Glasflaschen zu Glasbausteinen umfunktioniert hätten. (sj)

Teaserbild: Schule in Suhr bei Aarau von pool Architekten, Foto: Ralph Feiner